Mit dem Ende des diesjährigen Festivals starten bereits die Vorbereitungen für das kommende Jahr. Vom 19. – 23. April 2023 wird das EMAF wieder in Osnabrück stattfinden.
Damit Sie die Zeit möglichst gut überbrücken, gibt es auf unserer Website noch einiges zum Nachhören. Neben den kompletten Talks finden Sie dort Filmgespräche zu allen Wettbewerbsprogrammen, einigen Langfilmen, thematischen Programmen sowie Interviews mit unseren Artists in Focus Emily Wardill und Beatriz Santiago Muñoz. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Reinhören und freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Das gesamte Online-Material finden Sie unter: Online
31.05.2022EMAF 35 - Festival zieht positive Bilanz und gibt Termin für 2023 bekannt
Mit insgesamt rund 13.000 Besucher:innen in den Filmprogrammen, den Performances und den Live-Talks sowie in der Medienkunst-Ausstellung The thing is zieht das 35. European Media Art Festival mit Ausstellungsende in der Kunsthalle Osnabrück am 29. Mai eine erfolgreiche Bilanz. „Diese Ausgabe war eine wunderbare Rückkehr zum klassischen Präsenz-Festival, nach dem wir uns zwei Jahre lang gesehnt haben, und wir sind sehr zufrieden, dass alles so gut geklappt hat“, sagt Geschäftsführer Alfred Rotert. „Die Zahl der Akkreditierungen lag deutlich über dem Niveau der Zeit vor Corona, allerdings war beim Publikum auch noch eine gewisse Zurückhaltung spürbar, sich wie früher ins Festivalgeschehen zu stürzen. Das 35. EMAF verbuchen wir trotzdem als großen Erfolg und bedanken uns bei allen Förderinstitutionen und Unterstützer:innen ganz herzlich.“
Die Rückmeldungen der internationalen Festivalgäste, der beteiligten Studierenden und der Besucher:innen seien durchweg positiv gewesen, betont Katrin Mundt, Leiterin Film-Programme in der Festivalleitung. „Beim 35. EMAF herrschte eine ganz besondere Atmosphäre des lebhaften Austauschs, die wir uns gewünscht haben und die auch die Qualität unseres Festivals ausmacht.“ Viele Besucher:innen hätten das schöne Wetter und die Weltoffenheit Osnabrücks dazu genutzt, nach den Screenings und Veranstaltungen zusammenzukommen und über das Gesehene und Erlebte zu diskutieren. „Das alles ermutigt uns, mit noch mehr Energie in die Planung des kommenden Festivals als Präsenz-Veranstaltung einzusteigen”, sagt Katrin Mundt.
SAVE THE DATE!
Das 36. EMAF wird vom 19. bis 23. April 2023 stattfinden.
Das EMAF bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Wir laden Sie herzlich ein, über das European Media Art Festival zu berichten und auch im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein.
11.05.2022EMAF 35 - Das EMAF beteiligt sich mit einer Live-Performance am internationalen Museumstag
Das European Media Art Festival (EMAF) lädt am 15. Mai um 16 Uhr zum internationalen Museumstag in die Kunsthalle Osnabrück ein. Die Künstlerin Valentina Karga präsentiert dort ihre Live-Performance The Life of a Self-Eating Table (in englischer Sprache).
The Life of a Self-Eating Table lädt uns zu einer „verkörperten“ Session ein: Wir werden uns selbst gleichzeitig mit dem sich selbst verspeisenden Tisch füttern und mit unseren Körpern und seinem Körper über Gefühle und Gedanken zum Verdauungsprozess Zwiesprache halten und uns fragen: Welche Bedürfnisse sind für das Leben substanziell und welche nicht? Was können wir von und durch diesen freundlichen Autokannibalen lernen?
Valentina Karga’s Arbeit ist zwischen Kunst, Design, Forschung und Architektur angesiedelt. In ihr wendet sie Praktiken sozialen Engagements und spekulativer Experimente an, welche bestehende soziale und physische Infrastrukturen in den Bereichen Energie, Ökonomie und Nachhaltigkeit hinterfragen.
Mit ihrer Installation The Table That Eats Itself ist Valetina Karga ebenfalls in der diesjährigen EMAF-Ausstellung vertreten. Die Ausstellung The thing is beschäfigt sich mit dem Wesen von „Dingen“, dem Verhältnis zwischen Objekten und Menschen und ihren Körpern sowie Fragen der Objektifizierung.
Neben der EMAF-Ausstellung ist auch die KOMPOST-Ausstellung Try to describe a place noch bis zum 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen. Die Teilnahme an der Performance sowie der Eintritt in die Kunsthalle Osnabrück sind kostenfrei. Während der Performance wird es Getränke und Snacks geben.
Wir laden Sie herzlich ein, am Sonntag mit dabei zu sein!
26.04.2022EMAF 35 - Das Festival ist beendet & Jurys zeichnen drei wegweisende Experimentalfilme aus
Nach 5 ereignisreichen und spannenden Tagen ist das 35. European Media Art Festival am Sonntag zu Ende gegangen. Zufrieden blicken wir auf ein gelungenes Festival zurück. Wir bedanken uns bei allen Künstler:innen, Kurator:innen, Besucher:innen und Sponsoren, die uns das erst ermöglicht haben und freuen uns, wenn wir Sie im nächsten Jahr wieder begrüßen dürfen.
Und auch die Preisträger:innen des 35. European Media Art Festival (EMAF) stehen fest: Den EMAF Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst erhält die britische Künstlerin Jamie Crewe (Glasgow) für ihren experimentellen Film False Wife, der im Stil eines Poppers Trainingsvideos die Grenzen von Individuum, Geschlecht und Geist öffnet und diskutiert. Der Preis ist mit 3.000€ dotiert. Der Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches geht an den in Spanien geborenen Künstler Carlos Irijalba (Amsterdam) für seinen Film Half Wet, der aus der Perspektive eines zukünftigen Klimanotstands das heutige Konsumverhalten reflektiert. Der Preis ist mit 2.000€ dotiert. Home When You Return des US-amerikanischen Experimentalfilmers Carl Elsaesser (New York) wird mit dem Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) ausgezeichnet. Der Beitrag setzt sich über die Projektion eines historischen Melodrams an den Wänden im Haus der Großmutter des Filmemachers mit weiblichen Rollenbildern, Trauer und Verlust auseinander. Der Preis ist mit 2.000€ dotiert Darüber hinaus spricht die VdFk-Jury eine lobende Erwähung für L’incanto der italienischen Künstlerin Chiara Caterina aus. Der Film unternimmt mit der Verknüpfung von fünf Frauenschicksalen eine Reise ins kollektive Unterbewusstsein.
Der EMAF Award und der Dialog-Preis werden von einer Jury aus Medienkünstler:innen und Kurator:innen vergeben, der in diesem Jahr Dušica Dražić (Serbien), Onyeka Igwe (Großbritannien) und Erik Martinson (Kanada) angehören. Die Filmkritiker:innen Esther Buss, Peter Kremski und Jenni Zylka bilden die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VdFk.
Der EMAF Award für Jamie CrewesFalse Wife gehe an eine „Arbeit, die Schichten von manipulierten Bildern, Tönen und Text auf erfinderische Weise kombiniert und sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit direkt auf die Zuschauer:innen einwirken lässt“, urteilt die Jury in ihrer Begründung. „False Wife lässt unsere Grenzen zwischen Individuum und Kollektiv, Körper und Geist, der Fixierung des Geschlechts und dem Gesellschaftsvertrag oszillieren“. Der Dialog-Preis für Half Wet von Carlos Irijalba prämiere die „subtile Weise, mit der das Werk auf eine Diskrepanz zwischen der Kurzsichtigkeit des individualisierten Umweltschutzes und den postkolonialen Realitäten derjenigen hinweist, die bereits in einem klassenbasierten Klimanotstand leben“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Der Film verwickle die Betrachter:innen in eine Welt der alltäglichen Vergeblichkeit und der damit verbundenen Komik.
Mit Home When You Return von Carl Elsaesser zeichnet die Jury des EMAF Medienkunstpreises des Verbands der deutschen Filmkritik eine „berührende überindividuelle Erzählung über Verlust, Trauer, weibliche Rollenbilder und die Schattenwelt der häuslichen Sphäre“ aus, heißt es in der Begründung. „Im Spiel mit Doppelbelichtungen, Verwischungen, Zwischen- und Rolltiteln, der Tonspur aus dem historischen Film sowie Geräuschen aus dem Hier und Jetzt lässt Carl Elsaesser Vergangenheit und Gegenwart, filmische Realität und persönliche Geschichte auf virtuose Weise – und auf 16mm – miteinander verschmelzen.“ Der mit einer lobenden Erwähnung versehene Film L’incanto von Chiara Caterina verbinde „Bilder und Töne, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben, aber schon als einzelne Elemente eine suggestive Ausdruckskraft besitzen, zu einem surrealen Gesamtkunstwerk“, gibt die VdFk-Jury bekannt.
Die Jurybegründungen in voller Länge gibt es unter: Sektionen
Die Ausstellung des 35. EMAF ist noch bis zum 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu besichtigen.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Mit besten Grüßen vom Team des EMAF 2022
19.04.2022EMAF 35 - Freier Eintritt für Festivaleröffnung in der Kunsthalle Osnabrück und Medienkunst-Ausstellungen an Osnabrücker Standorten
Mit einer feierlichen Eröffnung in der Kunsthalle Osnabrück und einer Reihe von medienkünstlerischen Ausstellungen an weiteren Osnabrücker Standorten startet am morgigen Mittwoch, dem 20. April, das European Media Art Festival (EMAF). Die 35. Festivalausgabe wird unter anderem von Staatssekretär Dr. Jörg Mielke, Chef der Niedersächsischen Staatskanzlei, und der Festivalleitung eröffnet. Unter dem Themenschwerpunkt The thing is über das komplexe Verhältnis von Menschen und Dingen öffnet ab 19:30 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück, Hasemauer 1, die offizielle Medienkunst-Ausstellung des Festivals, die bis zum 29. Mai zu sehen sein wird. Der Eintritt ist frei. Bis auf eine Maskenpflicht in der Kunsthalle gelten keine weiteren Corona-Beschränkungen.
Ebenfalls um 19:30 Uhr öffnen drei weitere Ausstellungen der Festivalsektion EMAF Campus im Neubau der Kunsthalle, im Kunstraum hase29 (Hasestraße 29/30) sowie im Haus der Jugend (Große Gildewart 6-9). Im Laufe des Festivalzeitraums bis einschließlich Sonntag, dem 24. April, sind weitere Ausstellungen, Medienkunst-Performances und zahlreiche internationale Filmprogramme an verschiedenen Osnabrücker Spielorten zu erleben. Mit mehr als 120 Filmen aus 30 Ländern präsentiert das EMAF über vier Tage ein gewohnt spannendes, umfangreiches und internationales Filmprogramm.
Details zu sämtlichen Angeboten gibt es im Festival-Timetable unter: www.emaf.de/timetable/
Seinen Abschluss hat das 35. European Media Art Festival am Sonntag, dem 24. April, mit der Preisverleihung um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück, Rolandsmauer 26, auf der drei wegweisende medienkünstlerische Arbeiten mit Jury-Preisen ausgezeichnet werden. Alle Festivalfreunde sind herzlich dazu eingeladen, die EMAF-Eröffnung und die weiteren Veranstaltungen des Festivals zu besuchen!
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Mit besten Grüßen vom Team des EMAF 2022
13.04.2022EMAF 35 - Festivalsektion Campus zeigt medienkritische Arbeiten europäischer Hochschulen
Klassen und Fächergruppen europäischer Akademien und Hochschulen präsentieren ihre aktuellen Arbeiten in der Festivalsektion „EMAF Campus” im Rahmen des 35. European Media Art Festival (EMAF), das vom 20. bis 24. April an Osnabrücker Spielorten und zu Teilen virtuell stattfindet. Dabei bespielen Studierende aus Wien, Amsterdam, Halle an der Saale, Braunschweig, Bremen und Osnabrück sowohl mit eigenen Filmprogrammen die Festivalkinos wie auch mit vielseitigen Ausstellungen verschiedene Orte in der Osnabrücker Innenstadt.
Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen Filmmuseum und dem Fachbereich Kunst und digitale Medien der Akademie der bildenden Künste Wien entstand das Programm AMATEURINNEN*. Zu sehen sind Filme von Studierenden, die sich mit den feministischen politischen Potenzialen von Arbeiten aus dem Bestand des Österreichischen Filmmuseums auseinandersetzen. Im neuen Studiengang Künstlerische Forschung in und mit Film der Niederländischen Filmakademie Amsterdam stehen Recherche und Debatte, Experiment und Prozess im Vordergrund: Studierende präsentieren Arbeiten, die sich mit persönlichen Erinnerungen, dem Verhältnis von Individuum und Kollektiv und der Dynamik wechselnder Blickverhältnisse auseinandersetzen. Präsentiert werden die Campus Filmprogramme im Filmtheater Hasetor.
Die Fachklasse für Zeitbasierte Künste der Burg Giebichenstein in Halle übersetzt mit verschiedenen Mitteln und Medien Gedanken und Inhalte in erzählerische und experimentelle Filme und Projektionen, Klänge, gebaute und mediale Räume, Körper und Bewegung, Materielles und Immaterielles, und entwickelt darin eine eigenständige künstlerische Sprache und Haltung. Die Ausstellung wird im Neubau der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein.
Im Zentrum der Fachklasse Raumkonzepte der HBK Braunschweig steht ein politischer und zugleich experimenteller Ansatz. Mit einem sinnlichen Blick gehen die Studierenden in ein vergangenes Archiv, kehren mit kritischem Vorausdenken zurück in das politische Jetzt, und erschaffen einen sprechenden Raum gegenwärtiger Gedanken. Neben ihrer Ausstellung in der hase29, bieten die Braunschweiger Studierenden mit #smalltalks ein besonderes Online-Angebot auf der EMAF-Website: Während des Festivals sprechen sie dort jeden Tag live über ihre Arbeiten.
Die Klasse für Zeitbasierte Kunst der HfK Bremen stellt im Haus der Jugend aus und setzt sich mit einer visuell und akustisch überreizten Welt auseinander, deckt nicht zuletzt Contentfabriken auf und begreift Zeit als ein fragiles Medium, das Echokammern bildet. Das Institut Kunst/Kunstpädagogik der Universität Osnabrück beteiligt sich darüber hinaus mit mehreren Arbeiten: In einem Robot-Workshop, in dem ein Telepräsenzroboter Double zum Einsatz kommt, werden neue Kommunikations- und Ausstellungskonzepte erstellt. Aus einem Projekt zur Klangforschung ist eine Mehrkanal-Installation für das ehemalige Wöhrl Parkhaus entstanden, die verschiedene akustische Arbeiten zu einem kollektiven Resonanzraum verwebt.
Das detaillierte Programm der Festivalsektion „EMAF Campus” mit allen Ausstellungsorten und -terminen finden Sie in unserem Timetable
Wir laden Sie herzlich zu unserer Eröffnung des Festivals am 20. April um 19:30 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück ein. Außerdem verweisen wir gerne auf unsere Preisverleihung, die am Sonntag den 24. April um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück stattfinden wird.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
04.04.2022EMAF 35: Die Talks untersuchen die Bedeutung, den Nutzen und die Kosten von Dingen in Bezug auf menschliche und außer menschliche Welten Kopie
Das European Media Art Festival (EMAF) präsentiert im Rahmen seiner diesjährigen Festivalausgabe vom 20. bis 24. April fünf hochkarätig besetzte, medienkünstlerische Diskussionsveranstaltungen mit Theoretiker:innen, Künstler:innen und Designer:innen zum Themenschwerpunkt The thing is, in denen die Bedeutung, der Nutzen und die Kosten von Dingen im komplexen Verhältnis von menschlichen und nicht-menschlichen Welten reflektiert werden. In den von Daphne Dragona kuratierten EMAF Talks kommen anerkannte Referent:innen zu Wort, die gemeinsam mit dem Publikum die Verbundenheit von Lebendigem mit Nicht-Lebendigem diskutieren. Die EMAF Talks finden in englischer Sprache statt. Dabei werden drei Talks virtuell als Online-Veranstaltung auf der EMAF Website zu erleben sein, während zwei weitere Talks in Präsenz an Osnabrücker Spielorten besucht werden können. Der komplette Timetable des Festivals mit den EMAF Talks ist ab sofort unter emaf.de/timetable einsehbar.
„Die EMAF Talks gehen der Frage nach, was es bedeutet, mit Dingen zu leben, wie dabei aber auch unterschiedliche Zeitlichkeiten, Seinslehren und Weltbilder ihren Einfluss geltend machen”, fasst die EMAF-Kuratorin zusammen. Eine zentrale Rolle spiele darüber hinaus, welche Rolle Kunst, Design oder Technologie bei der Neuschaffung substanzieller Beziehungen zur Umwelt und zu unserem Planeten spielen können. „Einige der angesprochenen Themen sind: die Herausforderungen und Möglichkeiten des Arbeitens und Lebens mit intelligenten Infrastrukturen, die Anerkennung der Handlungsfähigkeit der Lebensumwelt und der Kreislauf der Materie. “, sagt Daphne Dragona.
So diskutiert der von der Berliner Architektin und Kuratorin Rosario Talevi moderierte EMAF Talk Personhood of a forest, wie Ökosysteme Wälder und Flüsse nicht als verdinglichte Objekte, sondern vielmehr als Personen mit eigenen Rechten und Möglichkeiten begriffen werden können. Dabei kommen die Künstler:innen Ursula Biemann (Schweiz) und Caetano (Brasilien), deren Werke häufig mit Wäldern verbunden sind, ebenso zu Wort wie das internationale Künstler:innen- und Aktivist:innen-Kollektiv „The Forest Curriculum”. Im EMAF Talk Smart things at work trifft die auf Public Interest-Technologie spezialisierte Gründerin der feministischen Organisation „Superrr Lab” Julia Kloiber auf die Forscher Alessandro Delfanti (University of Toronto) und Jenny Kennedy (Royal Melbourne Institute of Technology). Dabei geht es um die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Maschinen, unter anderem auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz. Unter dem Titel Design for multiple worlds widmet sich ein EMAF Talk mit der Moderation von Valentina Karga, Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, dem Einfluss von Objekt-Design auf unser Denken und unser Dasein, aber auch mit seinen Möglichkeiten, neue Welten zu erschaffen. Mit auf dem Online-Podium sind dabei die Designerin und Aktivistin Nina Paim (Basel/Porto/ Rio de Janeiro) und der Forscher Dr. Ahmed Ansari (New York).
Mit den symbiotischen Lebensgemeinschaften, die Flechten darstellen, beschäftigt sich der EMAF Talk Tranxxeno Becomings in Decolonial Speculative Futures: Amateur Lichenology am Freitag, den 22. April, um 16 Uhr im Haus der Jugend. Die Künstlerin Adriana Knouf (Niederlande/USA) diskutiert darin unter anderem, was uns in Zeiten des Klimawandels zum Beispiel die Symbiosen von Pilzen und Algen lehren können.
In einer Live-Diskussion am Samstag, den 23. April, um 16 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück präsentiert die Medienkünstlerin Valentina Karga ihre Installation eines sich selbst verzehrenden Tisches – The life of a self-eating table. Gemeinsam mit dem Publikum wird sie Fragen nach Bedürfnissen, Verzehr und Verdauung nachgehen, um sich der großen Herausforderung unserer Zeit zu stellen: Was brauchen wir wirklich für ein genügsames Leben und was nicht?
Das komplette Programm des 35. European Media Art Festival (EMAF) inklusive der Talks steht ab sofort online bereit.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
16.03.2022EMAF 35: Filmprogramm zeigt 115 Filme aus 30 Ländern in Osnabrücker Kinos
Insgesamt 115 Filme aus 30 Ländern präsentiert das 35. European Media Art Festival (EMAF) in seinem diesjährigen Programm, das sich unter dem Motto The thing is mit unserer Verstrickung in die Welt der Dinge beschäftigt. Nach zwei Jahren Zwangspause findet die diesjährige Festivalausgabe wieder als Präsenzveranstaltung in Osnabrücker Kinos und an zahlreichen Ausstellungsorten statt.
„Immer wieder wurde in den vergangenen zwei Jahren darüber spekuliert, welche Rolle das Kino wohl spielen wird, wenn wir uns erst wieder außerhalb der eigenen vier Wände zum gemeinsamen Filmeschauen versammeln können“, sagt Katrin Mundt, Mitglied des EMAF-Leitungsteams und verantwortlich für das Filmprogramm. „Für Festivals wie das EMAF ist das Kino als Ort der Begegnung und des direkten Austauschs zwischen Künstler:innen und Zuschauer:innen von jeher wichtig. Daher möchten wir mit einem vielfältigen, sinnlichen, anspruchsvollen Programm mit Ihnen unsere Rückkehr in die Festivalkinos feiern.“
Die acht Programme des internationalen Wettbewerbs gewähren einen Überblick über die Vielfalt und aktuellen Entwicklungen im Bereich des experimentellen und künstlerischen Kurzfilms. Die Filme setzen sich kritisch mit den gebauten und natürlichen Räumen auseinander, in denen wir leben, und spüren den Geschichten nach, die in sie eingelagert sind. So führt das serbische Duo Doplgenger (Isidora Ilić & Boško Prostran) in Untitled Fragments #6 einen historischen Moment wieder auf: die Konfrontation serbischer und kroatischer Fußballfans im Maksimir Stadion im Jahr 1990. Im wie choreografiert wirkenden Vorrücken und Zurückweichen der Sicherheitskräfte, festgehalten auf TV-Material, deutet sich eine Ahnung vom Zusammenbruch Jugoslawiens an. Half Wet von Carlos Irijalba, imaginiert die üppige Landschaft von Oaxaca, Mexiko, als einen Ort in der Zukunft, in dem ein Leben kaum noch möglich ist. Lange nach dem Verschwinden der letzten Tourist:innen vollzieht ein Mann dort unbeirrt das alte Ritual seiner Vorfahren: das Reinigen von Swimmingpools.
Eine Reihe von Filmen verschränkt persönliche Erinnerung, Erzählung und Musik, um ein neues, vielschichtiges Bild unserer Gegenwart zu zeichnen. How to Improve the World der vietnamesischen Künstlerin und documenta fifteen-Teilnehmerin Nguyen Trinh Thi zeigt das Nebeneinander von überliefertem Wissen und aktuellen Veränderungen im Zusammenleben von indigenen Gemeinschaften, das sich auch im Sprechen und Zuhören, Singen und Träumen widerspiegelt. Einige Arbeiten spielen mit Film als Medium der Illusion und des Spektakels, experimentieren mit seinen materiellen Eigenschaften und narrativen Möglichkeiten. Mit den Mitteln von Experimentalfilm, Melodram und Homemovie rekonstruiert Carl Elsaesser in Home When You Return die Anatomie eines leerstehenden Hauses. Die Erinnerung an seine verstorbene Großmutter scheint sich in den psychologisch aufgeladenen Räumen zu spiegeln. Zugleich deutet sich darin auch der filmische Raum als Raum einer geteilten sinnlichen Erfahrung an.
Die sechs Langfilme im Programm des 35. EMAF setzen ihre je eigenen inhaltlichen und formalen Schwerpunkte, teilen aber ein gemeinsames Interesse für das komplexe Verhältnis von Körper und Politik. In By the Throat untersuchen Amir Borenstein & Effi Weiss die menschliche Stimme und die Möglichkeiten, in und durch Sprache die eigene Identität zum Ausdruck zu bringen, sich fremden Zuschreibungen zu entziehen oder politisch Gehör zu verschaffen. In Rampart von Marko Grba Singh wird ein wiederkehrender Traum zum Anlass, in den VHS-Videos der eigenen Familie einer Vergangenheit nachzuspüren, deren politische Erschütterungen bis in die Gegenwart nachwirken. Shall I Compare You to a Summer’s Day von Mohammad Shawky Hassan schließlich ist eine überbordende, vielstimmige, queere Neufassung von 1001 Nacht, die, basierend auf dem Liebestagebuch des Filmemachers, die Grenzen zwischen persönlichem und kollektivem Erleben, Erzählen und Erinnern verwischt.
Immer häufiger wählen Künstler:innen dokumentarische Mittel, um sich der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit der Gegenwart oder den Bildern und Erzählungen der Vergangenheit zu nähern. Das spiegelt sich auch in der Filmauswahl des EMAF wider. In der Reihe Implication. On Documentary Ethics möchten wir uns einigen der ethischen Fragen nähern, die sich bei der Arbeit mit dokumentarischem Material stellen. Hierfür wurden vier Künstler:innen aus dem Internationalen Wettbewerb eingeladen, Filme auszuwählen und mit dem Publikum zu diskutieren, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei geht es um die Arbeit mit und Aneignung von gefundenem Material, die Darstellung von Nähe und Intimität, den Umgang mit politisch motivierter Zensur und Fragen der Veröffentlichung bzw. Wiederaufführung von sensiblem, verschollenem oder bewusst entzogenem Material. Alejandro Alvarado & Concha Barquero, Jamie Crewe und Alaa Mansour zeigen und diskutieren mit dem Publikum Filme von Fernando Ruiz Vergara, Yulene Olaizola sowie Jayce Salloum & Elia Suleiman.
Weitere Highlights des Filmprogramms bilden das von Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat zusammengestellte Filmprogramm zum Festivalthema It’s rather a verb sowie die Filme der beiden Artists in Focus Beatriz Santiago Muñoz und Emily Wardill. Künstler:innengespräche und Live-Talks runden das Programm ab.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Sämtliche Vorführungen und Veranstaltungen werden am 18. März auf unserer Homepage veröffentlicht. Anmeldungen zur Akkreditierung sind dort jetzt schon möglich.
12.03.2022Ausstellung "The thing is"- Kurzer Einblick
In der diesjährigen EMAF-Ausstellung widmet sich Kuratorin Inga Seidler dem Wesen von „Dingen“. Zentraler Bestandteil ist dabei unter anderem der Umgang mit diesen und wie die Umwelt davon beeinflusst wird.
Mit den Möglichkeiten von Natur als Rechtssubjekt setzen sich die Künstlerin Ursula Biemann und der brasilianische Architekt und Raumplaner Paulo Tavares auseinander. Ihre Videoinstallation Forest Law betrachtet diese Aushandlung anhand von Raumpolitiken und dem indigenen Widerstand im Amazonasgebiet.
Einen anderen Ansatz verfolgt die Künstlerin Valentina Karga. Sie setzt mit ihrer lebendigen Skulptur den Fokus auf die Zersetzung von Dingen, die wichtig für einen intakten Lebenszyklus ist. The table that eats itself ist ein Objekt mit geplantem Ablaufdatum; es bereichert den Lebenszyklus und befriedigt gleichzeitig unser Bedürfnis, etwas neu Gestaltetes zu erwerben.
Weitere Infos zum Programm folgen bald.
25.02.2022EMAF 2022: Ausstellung "The thing is" vom 20. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen
Mit dem Wesen von „Dingen“, dem Verhältnis zwischen Objekten und Menschen und ihren Körpern sowie Fragen der Objektifizierung beschäftigt sich die Medienkunst-Ausstellung des diesjährigen European Media Art Festivals (EMAF), die vom 20. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein wird.
Unter dem Titel The thing is sind Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten internationaler Medienkünstler:innen zu sehen. „Die Kunstwerke setzen sich nicht nur damit auseinander, was ein Ding ausmacht, sondern werfen anhand von Quasi-Objekte und Hybriden Fragen dazu auf, an welcher Stelle wir die Grenzen ziehen können zwischen leblosem Ding und Lebewesen“, sagt Kuratorin Inga Seidler, die für die diesjährige EMAF-Ausstellung verantwortlich zeichnet. „Gleichzeitig verkörpern Dinge zum Beispiel Interessen oder Bedürfnisse und lassen Aussagen darüber zu, wie wir mit anderen und in unserer Umwelt leben - wie bei der Untersuchung ihrer Beschaffenheit, Produktionsbedingungen, Bedeutungen, Funktionen und ihres Designs deutlich wird.“
So rückt die Videoinstallation Jerricans to can Jerry des Berliner Künstlers Leon Kahane den als „Jerrycan“ bekannten Einheitskanister in den Mittelpunkt, der für die deutsche Wehrmacht entwickelt und von der Firma Brose ab 1936 als deren erstes Massenprodukt in Serie hergestellt wurde. Von den Produktionsbedingungen unter Ausnutzung sowjetischer Zwangsarbeiter bis hin zum Erbe der bis heute ihre Verstrickung in das NS-Regime leugnenden Familie Brose spannt die Arbeit einen weiten Bogen. In Kahanes Arbeit wird ein solcher Kanister als die Figur „Colonel Canister“ zum Leben erweckt und berichtet aus seiner Perspektive als Zeitzeuge über die Entwicklungen und gewaltvollen Ereignisse, die sich an der Geschichte und Bedeutungsverschiebung dieses Dinges nacherzählen lassen.
Das dänische Künstlerinnenduo Stine Deja und Marie Munk untersucht in ihren Arbeiten das emotionale Verhältnis zwischen Menschen und nicht-menschlichen Objekten und Hybriden wie KIs, Robotern oder Avataren. Mit Synthetic Seduction präsentieren sie ein Setting, das wie eine Art futuristisches Labor erscheint. Wie lassen sich die darin pulsierenden, fleischlichen Skulpturen einordnen: als Dinge oder Lebewesen? Und wie verkomplizieren Roboter, die sich einander romantisch nähern, unseren Blick auf diese Maschinen?
D:ie transdisziplinäre Künstler:in RA Walden betrachtet die Fragilität des Körpers und das Verhältnis zu den Dingen seiner Umgebung aus einer queeren, behinderten Perspektive. Crip Ecologies besteht aus dutzenden Glasgefäßen und Petrischalen. In den Behältern befinden sich verschiedenste natürliche Materialien wie Erde, Steine, Samen oder Flüssigkeiten in unterschiedlichen Farben. Einige der Etiketten auf den Gefäßen tragen Namen von Personen oder Straßen. RA Walden wirft damit Fragen auf wie: Welchen Wert haben Objekte, wenn sie schwerer zugänglich sind? Und in welchem Verhältnis steht dabei die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers zur Zerbrechlichkeit unseres Ökosystems?
Weitere Informationen zu diesen und weiteren Arbeiten der diesjährigen EMAF-Ausstellung The thing is werden aktuell auf unserer Website veröffentlicht.
Wir laden Sie herzlich ein, beim EMAF 2022 dabei zu sein!
23.02.2022Artist in Focus - Emily Wardill
Emily Wardill, deren Film Night for Day 2021 mit dem EMAF-Medienkunstpreis ausgezeichnet wurde, kehrt mit vier Programmen zurück, die einen Überblick über ihre filmischen Arbeiten der letzten 15 Jahre gewähren. Ausgangspunkt für Wardills Filme sind oftmals historische Ereignisse oder Personen, um die sie sinnliche, psychologisch aufgeladene Erzählungen entwickelt. Dabei sind die Unbeständigkeit von Sprache und Bewusstsein, die Gespenster der Technologie und die Materialität von Erinnerung wiederkehrende Themen. Aus dem Nebeneinander von wissenschaftlicher Studie und absurdem Wortwitz, politischer Analyse und spielerischer Andeutung erzeugt Wardill Filme, die eine ebenso suggestive wie eigensinnige Sprache sprechen.
Inspiriert von mittelalterlichen Kirchenfenstern und ihrer Funktion als Kommunikationsmedien in einer weitgehend analphabetischen Gesellschaft inszeniert Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck (2007) in einem improvisiert wirkenden Set eine Geschichte um Begehren, Besitzen und Sein, die immer wieder spektakulär zersplittert. Wardills erster Langfilm Game Keepers without Game (2009) versetzt ein Stück Pedro Calderón de la Barcas in das London der Gegenwart. Vor strahlend weißem Hintergrund entfaltet sich die Geschichte eines Mädchens, das aus seinem Elternhaus verstoßen wurde, als eine Abfolge entfremdeter Begegnungen, isolierter Objekte und transgressiver Gesten. In I Gave My Love a Cherry that Had no Stone (2016) dient das Foyer des Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon als Bühne für eine Choreografie, in der Körper, Raum und Kamera unmittelbar aufeinander bezogen sind. Im fließenden Wechsel zwischen einander Verfolgen, sich voreinander Verstecken und ineinander Verwandeln wird der menschliche Körper heimgesucht von seinen Doubles – und das Museum vom Gespenst seiner Zukunft.
Emily Wardill (geb. 1977) lebt und arbeitet in Lissabon und Malmö. Wardill hatte Einzelausstellungen in der Secession, Wien, der Bergen Kunsthall, im Salzburger Kunstverein, der National Gallery of Denmark, Kopenhagen, im Badischen Kunstverein, Karlsruhe, in der Serpentine Gallery, London, bei De Appel, Amsterdam und im MIT List Visual Arts Center, Cambridge. Sie war außerdem beteiligt an den Biennalen von Sydney und Venedig sowie Gruppenausstellungen u.a. in der Tate Britain, London, der Tate Modern, London, im MUMOK, Wien, MOCA, Miami, in der Kunsthalle Basel, dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart und dem ICA, London. Sie absolviert derzeit einen praxisbasierten PhD an der Kunstakademie Malmö.
21.02.2022Artist in Focus - Beatriz Santiago Muñoz
Mit einer neuen Reihe würdigt das EMAF das Schaffen ausgewählter Künstler:innen, deren filmische Arbeiten in der Medienkunst der Gegenwart wichtige Impulse setzen. „Artists in Focus“ soll auch Begegnungen mit Autor:innen und ihren Werken ermöglichen, die in der Bildenden Kunst international Beachtung finden, in der Festivalwelt bisher hingegen weniger präsent sind.
Erstmals in Deutschland zeigt die puerto-ricanische Künstlerin Beatriz Santiago Muñoz eine umfangreiche Auswahl ihrer filmischen Arbeiten, darunter auch ihr Langfilm-Debüt Oriana (2022). Ihre Arbeiten verbinden dokumentarische, fiktionale und performative Elemente, um die natürlichen und politischen Landschaften der Karibik, die Geschichte und Gegenwart antikolonialer Bewegungen und die ästhetische wie gesellschaftliche Sprengkraft feministischen Erzählens zu beleuchten.
Otros usos (Other Uses, 2014) ist auf der Insel Vieques entstanden, einem einstigen Stützpunkt der US-Streitkräfte in Puerto Rico. Der Film zeigt und verbirgt, dokumentiert und fragmentiert diese Landschaft gleichermaßen – dank einer Seh-Apparatur, die die Künstlerin eigens für den Film entwickelt hat. La cueva negra (The Black Cave, 2012) kreist um die materielle und spirituelle Geschichte des „Paso del Indio“, wo archäologisch bedeutsame Spuren früher indigener Siedlungen gefunden wurden, die dann ein Schnellstraßenprojekt buchstäblich unter sich begraben hat. Zwei junge Männer bringen den Ort zum Sprechen. Oriana (2022) schließlich, inspiriert von Monique Wittigs experimentellem Roman Les Guerillères (1969), ist eine audiovisuelle Improvisation über Sinnlichkeit und Solidarität, über Körper im Fluss und Körper im Widerstand und die Möglichkeiten einer anderen Sprache. In seiner offenen Struktur lässt der Film die Prozesse des kollektiven Studierens und Experimentierens erkennen, die für Santiago Muñoz‘ Arbeitsweise zentral sind.
Beatriz Santiago Muñoz (geb. 1972) lebt und arbeitet in San Juan, Puerto Rico. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören Oriana, PIVO, São Paulo; 34. Biennale von São Paulo; MOMENTA Biennale de l’image, Montréal; Gosila, Der Tank, Basel. Ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, u. a. im Museum of Modern Art, der Sammlung Kadist und im Guggenheim Museum. Sie war Stipendiatin von Creative Capital, erhielt ein USA Fellowship und wurde mit dem Herb Alpert Award in the Arts sowie dem Kunstpreis Artes Mundi ausgezeichnet, den sich 2021 alle sieben Finalist:innen teilten.
18.02.2022Akkreditierung
Ab sofort sind auf unserer Website Anmeldungen zur Akkreditierung unter registration.emaf.de möglich. Die Akkreditierung berechtigt zum freien Eintritt in die Filmprogramme, die Ausstellung, die Talks vor Ort und das Online-Programm. Akkreditierungsschluss ist der 13. April. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Service.
27.01.2022The thing is - Talks 2022
Dinge haben immer schon Interessen, Bedürfnisse und Handlungen befördert und belegt. Sie haben ihre eigenen Lebenszyklen und ändern je nach kulturellem Kontext ihre Bedeutung. Die von Daphne Dragona kuratierten Talks untersuchen, was es aus der Perspektive unterschiedlicher Zeitlichkeiten, Ontologien und Weltsichten bedeutet, mit Dingen zu leben und für sie zu sorgen. Sie fragen nach der Rolle von Kunst und Design bei der Herstellung und Aneignung von bzw. Absage an Dinge mit dem Ziel, ein dauerhaftes Verhältnis zur Umwelt und zu unserem Planeten zu bewahren oder wiederherzustellen.
Daphne Dragona lebt als Kuratorin und Autorin in Berlin. Zu ihren Interessensgebieten zählen die Verheißungen der Commons, die Instumentalisierung des Spiels, die Problematik von Technologien der Fürsorge und die Auswirkungen technologischer Infrastrukturen auf den Planeten. Ihre Ausstellungen und Veranstaltungen wurden bei Onassis Stegi, Laboral, Aksioma, NeMe, EMST, Akademie Schloss Solitude, Alta Tecnologia Andina, und Le Lieu Unique gezeigt. Von 2015 bis 2019 war Dragona Teil des kuratorischen Teams der Transmediale. Sie erwarb ihren PhD am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Athen.
24.01.2022The thing is - Filmprogramm "It´s rather a verb"
Sieben Filmscreenings und eine Performance, zusammengestellt von Sirah Foighel Brutmann und Eitan Efrat, feiern die relationalen Aspekte des bewegten Bildes. Unter dem Titel It’s rather a verb [Es ist eher ein Verb] legt das Programm das Augenmerk auf die Bewegungen, die Positionen innewohnen, und die Verben, auf die sich Substantive stützen. Es stellt Werke in den Mittelpunkt, die nicht-lineare Prozesse nutzen und darstellen, während Interaktionen mit Dingen – Steinen, historischen Objekten, Müttern und Autos – audiovisuell Gestalt annehmen.
Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat verfolgen seit mehreren Jahren eine gemeinsame künstlerische Praxis und entwickeln Arbeiten im audiovisuellen Feld. Sie leben und arbeiten in Brüssel. Ihre Praxis konzentriert sich auf die performativen Aspekte des bewegten Bildes. In ihren Arbeiten versuchen sie die räumlichen und zeitlichen Potentiale von (bewegten oder statischen) Bildern in ihrer Lektüre offenzulegen, die Beziehungen zwischen Zuschauer:innenschaft und Geschichte zu beleuchten, die Zeitlichkeit von Erzählung und Erinnerung sowie die materiellen Oberflächen der Bildproduktion auszuloten.
19.01.2022The thing is - Ausstellung 2022
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung setzt sich mit Objekten unserer Gegenwart, des alltäglichen Lebens und des spekulativen Designs auseinander. In Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten fragt sie danach, was ein “Ding“ ausmacht, betrachtet Quasi-Objekte und Hybride. Ausgehend von unserer Verwobenheit in die Welt der Dinge untersucht sie die Beschaffenheit, Produktionsbedingungen, Bedeutungen, Funktionen und das Design von Objekten. So wird sichtbar, dass Dinge Aussagen darüber zulassen und verkörpern, wie wir mit anderen und unserer Umwelt leben.
Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. Sie hat Ausstellungen, Performances, Diskurprogramme und Projekte für den digitalen Raum entwickelt, produziert und kuratiert. Nach mehreren Jahren als Kuratorin beim transmediale festival leitete sie das Digitale und Web Residency-Programm der Akademie Schloss Solitude. Im Kollektiv um den unabhängigen Projektraum ACUD MACHT NEU initiierte sie die Serie COLLECTIVE PRACTICES, die sich mit Fragen der kollektiven Wissensproduktion, des Kulturschaffens und Organisierens beschäftigte. Seit 2020 kuratiert sie die Ausstellung des EMAF in der Kunsthalle Osnabrück.
12.01.2022EMAF Thema 2022: The thing is
Ein neues Jahr, ein neuer Versuch, Dinge zu bewegen und in Bewegung zu halten: Nach zwei Online-Ausgaben blickt das EMAF vorsichtig optimistisch in ein neues Festivaljahr. Auf den Rückzug ins Private soll wieder ein Programm für die Öffentlichkeit folgen, das vor Ort erfahrbar und in Teilen auch digital mitzuverfolgen ist. Im Zentrum steht dabei erneut das Festivalthema.
Unter dem diesjährigen Motto The thing is versammeln sich künstlerische Arbeiten und theoretische Beiträge, die sich mit unserer Verstrickung in die Welt der Dinge beschäftigen. Es soll darum gehen zu erkunden, wie unsere gemeinsame Wirklichkeit aus dem Zusammenspiel, der Reibung und den Widerständen zwischen Körpern und Dingen entsteht. Denn solange – nicht nur pandemiebedingt – persönliche Beziehungen zunehmend als entkörperlicht und abstrakt erfahren werden, die immer komplexer werdenden Beziehungen zwischen Menschen und Apparaten die Grenze zwischen belebten und unbelebten Wesen verschieben und die materiellen Grundlagen unserer Existenz auf diesem Planeten auf dem Spiel stehen, sind wir mit der Frage konfrontiert, wie wir (besser) mit den Dingen leben und vielleicht sogar von ihnen lernen können.
15.12.2021EMAF-Veranstaltungen im Dezember – Kurzfilmtag & Lichte Momente
Wir freuen uns gleich zwei Veranstaltungen im Dezember ankündigen zu können! Zum Kurzfilmtag am 21. Dezember 2021 stellt das EMAF in der Lagerhalle Osnabrück um 19:30 Uhr Kurzfilme aus dem Programm der vergangenen zwei Jahren vor. Des Weiteren präsentiert das Projekt Lichte Momente noch bis zum 31. Dezember 2021 frei zugänglich performative Videokunst in der Osnabrücker Altstadt.
Am kürzesten Tag des Jahres wird der kurze Film in seiner ganzen Vielfalt, Kreativität und Experimentierfreude in 100 Städten in ganz Deutschland gefeiert. Mit Revisited: Kurzfilme der EMAF Programme 2020 und 2021 beteiligt sich das EMAF zusammen mit der Lagerhalle Osnabrück auch in diesem Jahr wieder am bundesweiten Kurzfilmtag.
Das Programm bietet die einzigartige Gelegenheit, Filme auf großer Leinwand zu erleben, die im Rahmen der beiden letzten EMAF-Ausgaben nur online zu sehen waren. Sie führen uns vom brasilianischen Amazonasgebiet bis nach Hongkong und von Japan in den amerikanischen Mittleren Westen. Sie erzählen von Menschen, deren Geschichten fast vergessen waren und uns aufs Neue begegnen. Sie zeigen Orte, die an unsere Gegenwart erinnern und die doch genauso gut geträumt sein könnten. Und sie deuten in eine Zukunft, in der die Vergangenheit nachlebt.
Gezeigt werden Arbeiten von Ana Vaz, Simon Liu, Zachary Epcar, Shinya Isobe und Ben Balcom. Mehr zum Programm unter: https://www.emaf.de/projekte/.
Zum vierzehnten Mal findet das Projekt Lichte Momente im Heger-Tor-Viertel statt und ermöglicht seinem Publikum einen barrierefreien und kostenlosen Zugang zu zeitgenössischer Videokunst.
Die Kurator:innen Monika Witte und Joran Yonis haben 3 Künstler:innen mit insgesamt 5 Arbeiten eingeladen. Den Videoarbeiten der international ausstellenden Künstler:innen Julia Charlotte Richter und Yvon Chabrowski und der Kunststudentin der HBK Braunschweig Zoyeon ist gemein, dass sie sich mit der Erfahrung von Machtstrukturen und dem Gefühl von Ohnmacht auseinandersetzen. Vieles davon ist erlernt und wird von uns als selbstverständlich wahrgenommen. Gegen einiges lehnen wir uns auf oder klagen es an.
Zudem haben Studierende des Kunsthistorischen Institut der Universität Osnabrück von Prof. Dr. Helen Koriath in Zusammenarbeit mit den Kurator:innen neue Vermittlungsformate für Medienkunst im öffentlichen Raum erarbeitet und werden sie bei den öffentlichen Führungen umsetzen.
02.12.202135. EMAF stellt internationale Auswahlkommission für Filmprogramme vor
Die Sichtung für das 35. European Media Art Festival (EMAF) ist in vollem Gange! Wir freuen uns sehr, Ihnen heute die Auswahlkommission vorstellen zu können, die die Wettbewerbs- und Langfilmprogramme des Festivals zusammenstellen und im April dem Publikum präsentieren wird. Zu diesem internationalen Team von Künstler:innen, Kurator:innen und Filmemacher:innen zählen neben Katrin Mundt, beim EMAF verantwortlich für die Filmsektion, Mason Leaver-Yap aus Glasgow, Tinne Zenner aus Kopenhagen sowie Viktor Neumann und Philip Widmann, beide aus Berlin.
Noch bis zum 7. Januar 2022 können Filme, Installationen, Performance-Projekte und Arbeiten aus dem Bereich Expanded Media über das Online-Portal https://registration.emaf.de/ eingereicht werden.
Wir freuen uns auf Ihre Arbeiten!
Vom 20. bis 24. April 2022 wird das EMAF – vor Ort und online – wieder zu einer internationalen und richtungsweisenden Plattform für Medienkunst und zum Treffpunkt für Künstler:innen, Kurator:innen, Forschende und Studierende. Die Ausstellung des Festivals in der Kunsthalle Osnabrück wird darüber hinaus bis zum 29. Mai 2022 zu sehen sein.
Mason Leaver-Yap entwickelt mit Künstler:innen Texte, Ausstellungen und Veranstaltungen. Zuletzt arbeitete Leaver-Yap mit Ingrid Pollard, Renée Green und Free Agent Media, Renèe Helèna Browne, Onyeka Igwe, Lin+Lam, Uri Aran, Evan Ifekoya, Oreet Ashery, Laura Guy, Sunil Gupta und dem Estate of Tessa Boffin, Sharon Hayes und Mathew Parkin, Lucy McKenzie, Iman Issa, Wendy Jacob, Alejandro Cesarco, Jimmy Robert, Rachel O’Reilly, Andrea Büttner, Kat Anderson, Jamie Crewe und Beatrice Gibson. Leaver-Yap lebt in Glasgow.
Tinne Zenner ist visuelle Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin und lebt in Kopenhagen. Ihre Filme wurden bei einer Reihe von Filmfestivals gezeigt, u.a. NYFF, CPH:DOX, Courtisane, Oberhausen, EMAF, Rencontres Internationales Paris/Berlin, Image Forum Tokyo und EXiS, sowie international in Museen und Ausstellungshäusern. Zenner ist Gründungsmitglied von Sharna Pax (seit 2013), einem zwischen London und Kopenhagen angesiedelten Filmkollektiv, das zwischen den Feldern von Anthropologie, Dokumentarfilm und visuellen Künsten arbeitet. Sie erhielt ihren MFA an der Royal Danish Academy of Fine Arts und widmet sich gegenwärtig einer vielgestaltigen Forschungspraxis gemeinsam mit der visuellen Künstlerin Eva la Cour.
Viktor Neumann kuratierte Ausstellungen und Projekte für Institutionen wie das Whitney Museum, New York, Bildmuseet Umeå, Kunstmuseum Bonn und NCCA Ekaterinburg. Er war Ko-Kurator der Bergen Assembly 2019 und des transnationalen Parliament of Bodies, kuratorischer Assistent der documenta 14 und Assistenz-Kurator der 3. Moscow Biennale For Young Art. Aktuell ko-kuratiert er Ausstellungen für den Württembergischen Kunstverein, Stuttgart und das Total Museum, Seoul und ist Ko-Kurator des Projekts reboot: am Kölnischer Kunstverein und Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf. Er war Stipendiat der Gebert-Stiftung für Kultur und Gastprofessor an der HfG Karlsruhe.
Philip Widmann macht Filme, Texte und Filmprogramme. Seine Filme und Videos wurden u.a. bei der Berlinale, dem IFF Rotterdam, bei Views from the Avantgarde, dem Yamagata International Documentary FF, beim FID Marseille und CPH:DOX gezeigt sowie im Wexner Center for the Arts, KW Berlin und bei der Videonale, Bonn. Er hat Filmprogramme zusammengestellt für Arkipel Jakarta, Image Forum Tokyo, das Kasseler Dokfest u.a.
17.11.2021Lichte Momente
Das Projekt Lichte Momente präsentiert zum vierzehnten Mal performative Videokunst im öffentlichen Raum in Osnabrück. Das Projekt findet vom 20. November bis 31. Dezember 2021 im Heger-Tor-Viertel statt und ermöglicht seinem Publikum einen barrierefreien und kostenlosen Zugang zu zeitgenössischer Videokunst.
Die Kurator*innen Monika Witte und Joran Yonis haben 3 Künstler:innen mit insgesamt 5 Arbeiten eingeladen. Den Videoarbeiten der international ausstellenden Künstler:innen Julia Charlotte Richter und Yvon Chabrowski und der Kunststudentin der HBK Braunschweig Zoyeon ist gemein, dass sie sich mit der Erfahrung von Machtstrukturen und dem Gefühl von Ohnmacht auseinandersetzen. Vieles davon ist erlernt und wird von uns als selbstverständlich wahrgenommen. Gegen einige lehnen wir uns auf oder beklagen sie.
Zudem haben Studierende des Kunsthistorischen Institut der Universität Osnabrück von Prof. Dr. Helen Koriath in Zusammenarbeit mit den Kurator*innen neue Vermittlungsformate für Medienkunst im öffentlichen Raum erarbeitet und werden sie bei den öffentlichen Führungen anwenden.
30.05.2022EMAF 35 - Festival zieht positive Bilanz und gibt Termin für 2023 bekannt
Mit insgesamt rund 13.000 Besucher:innen in den Filmprogrammen, den Performances und den Live-Talks sowie in der Medienkunst-Ausstellung The thing is zieht das 35. European Media Art Festival mit Ausstellungsende in der Kunsthalle Osnabrück am 29. Mai eine erfolgreiche Bilanz. „Diese Ausgabe war eine wunderbare Rückkehr zum klassischen Präsenz-Festival, nach dem wir uns zwei Jahre lang gesehnt haben, und wir sind sehr zufrieden, dass alles so gut geklappt hat“, sagt Geschäftsführer Alfred Rotert. „Die Zahl der Akkreditierungen lag deutlich über dem Niveau der Zeit vor Corona, allerdings war beim Publikum auch noch eine gewisse Zurückhaltung spürbar, sich wie früher ins Festivalgeschehen zu stürzen. Das 35. EMAF verbuchen wir trotzdem als großen Erfolg und bedanken uns bei allen Förderinstitutionen und Unterstützer:innen ganz herzlich.“
Die Rückmeldungen der internationalen Festivalgäste, der beteiligten Studierenden und der Besucher:innen seien durchweg positiv gewesen, betont Katrin Mundt, Leiterin Film-Programme in der Festivalleitung. „Beim 35. EMAF herrschte eine ganz besondere Atmosphäre des lebhaften Austauschs, die wir uns gewünscht haben und die auch die Qualität unseres Festivals ausmacht.“ Viele Besucher:innen hätten das schöne Wetter und die Weltoffenheit Osnabrücks dazu genutzt, nach den Screenings und Veranstaltungen zusammenzukommen und über das Gesehene und Erlebte zu diskutieren. „Das alles ermutigt uns, mit noch mehr Energie in die Planung des kommenden Festivals als Präsenz-Veranstaltung einzusteigen”, sagt Katrin Mundt.
SAVE THE DATE!
Das 36. EMAF wird vom 19. bis 23. April 2023 stattfinden.
Das EMAF bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Wir laden Sie herzlich ein, über das European Media Art Festival zu berichten und auch im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein.
24.04.2022EMAF 35 - Jurys zeichnen drei wegweisende Experimentalfilme aus
Die Preisträger:innen des 35. European Media Art Festival (EMAF) stehen fest: Den EMAF Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst erhält die britische Künstlerin Jamie Crewe (Glasgow) für ihren experimentellen Film False Wife, der im Stil eines Poppers Trainingsvideos die Grenzen von Individuum, Geschlecht und Geist öffnet und diskutiert. Der Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches geht an den in Spanien geborenen Künstler Carlos Irijalba (Amsterdam) für seinen Film Half Wet, der aus der Perspektive eines zukünftigen Klimanotstands das heutige Konsumverhalten reflektiert. Home When You Return des US-amerikanischen Experimentalfilmers Carl Elsaesser (New York) wird mit dem Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) ausgezeichnet. Der Beitrag setzt sich über die Projektion eines historischen Melodrams an den Wänden im Haus der Großmutter des Filmemachers mit weiblichen Rollenbildern, Trauer und Verlust auseinander. Darüber hinaus spricht die VdFk-Jury eine lobende Erwähung für L’incanto der italienischen Künstlerin Chiara Caterina aus. Der Film unternimmt mit der Verknüpfung von fünf Frauenschicksalen eine Reise ins kollektive Unterbewusstsein.
Der EMAF Award und der Dialog-Preis werden von einer Jury aus Medienkünstler:innen und Kurator:innen vergeben, der in diesem Jahr Dušica Dražić (Serbien), Onyeka Igwe (Großbritannien) und Erik Martinson (Kanada) angehören. Die Filmkritiker:innen Esther Buss, Peter Kremski und Jenni Zylka bilden die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VdFk.
Der EMAF Award für Jamie CrewesFalse Wife gehe an eine „Arbeit, die Schichten von manipulierten Bildern, Tönen und Text auf erfinderische Weise kombiniert und sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit direkt auf die Zuschauer:innen einwirken lässt“, urteilt die Jury in ihrer Begründung. False Wife lässt unsere Grenzen zwischen Individuum und Kollektiv, Körper und Geist, der Fixierung des Geschlechts und dem Gesellschaftsvertrag oszillieren“. Der Dialog-Preis für Half Wet von Carlos Irijalba prämiere die „subtile Weise, mit der das Werk auf eine Diskrepanz zwischen der Kurzsichtigkeit des individualisierten Umweltschutzes und den postkolonialen Realitäten derjenigen hinweist, die bereits in einem klassenbasierten Klimanotstand leben“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Der Film verwickle die Betrachter:innen in eine Welt der alltäglichen Vergeblichkeit und der damit verbundenen Komik.
Mit Home When You Return von Carl Elsaesser zeichnet die Jury des EMAF Medienkunstpreises des Verbands der deutschen Filmkritik eine „berührende überindividuelle Erzählung über Verlust, Trauer, weibliche Rollenbilder und die Schattenwelt der häuslichen Sphäre“ aus, heißt es in der Begründung. „Im Spiel mit Doppelbelichtungen, Verwischungen, Zwischen- und Rolltiteln, der Tonspur aus dem historischen Film sowie Geräuschen aus dem Hier und Jetzt lässt Carl Elsaesser Vergangenheit und Gegenwart, filmische Realität und persönliche Geschichte auf virtuose Weise – und auf 16mm – miteinander verschmelzen.“ Der mit einer lobenden Erwähnung versehene Film L’incanto von Chiara Caterina verbinde „Bilder und Töne, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben, aber schon als einzelne Elemente eine suggestive Ausdruckskraft besitzen, zu einem surrealen Gesamtkunstwerk“, gibt die VdFk-Jury bekannt.
Die Ausstellung des 35. EMAF ist noch bis zum 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu besichtigen.
21.04.2022EMAF 35 - Festival mit über 600 Besucher:innen in der Kunsthalle Osnabrück eröffnet
„Das Ding ist eröffnet!” Mit diesen Worten von Staatssekretär Dr. Jörg Mielke, Chef der Niedersächsischen Staatskanzlei, ist gestern das 35. European Media Art Festival (EMAF) in der Kunsthalle Osnabrück erfolgreich eröffnet worden. Die Welt der Dinge und ihr komplexes Verhältnis zum Menschen stehen unter dem Festivalthema The thing is im Mittelpunkt zahlreicher Medienkunst-Installationen an Osnabrücker Spielorten und in über 120 Filmen aus mehr als 30 Ländern, die noch bis zum kommenden Sonntag in der Lagerhalle Osnabrück und im Filmtheater Hasetor zu sehen sind. Die EMAF-Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück ist noch bis zum 29. Mai zu besichtigen.
Neben den Festivalleitern Katrin Mundt und Alfred Rotert betonten auch Dr. Tabea Golgath, Referentin Kunst und Museen der Stiftung Niedersachsen, und Volker Bajus, Vertreter der Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, die besondere Bedeutung der diesjährigen Festivalausgabe in Präsenz, nachdem das EMAF zwei Mal hintereinander pandemiebedingt nur online stattfinden konnte. Begrüßt wurden die über 600 Besucher:innen der Eröffnung von Anna Jehle und Juliane Schickedanz, den Direktorinnen der Kunsthalle Osnabrück.
Ebenfalls wurden gestern drei weitere Ausstellungen der Festivalsektion EMAF Campus im Neubau der Kunsthalle, im Kunstraum hase29 sowie im Haus der Jugend eröffnet. Im Laufe des Festivalzeitraums bis zum 24. April sind weitere Ausstellungen, Medienkunst-Performances, EMAF-Talks mit internationalen Aktivist:innen und Expert:innen sowie zahlreiche Filmprogramme zu erleben. Details zu sämtlichen Angeboten gibt es im Festival-Timetable unter: Timetable.
Seinen Abschluss hat das 35. European Media Art Festival am Sonntag, dem 24. April, mit der Preisverleihung um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück, Rolandsmauer 26, auf der drei wegweisende medienkünstlerische Arbeiten mit Jury-Preisen ausgezeichnet werden.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
13.04.2022EMAF 35 - Festivalsektion Campus zeigt medienkritische Arbeiten europäischer Hochschulen
Klassen und Fächergruppen europäischer Akademien und Hochschulen präsentieren ihre aktuellen Arbeiten in der Festivalsektion „EMAF Campus” im Rahmen des 35. European Media Art Festival (EMAF), das vom 20. bis 24. April an Osnabrücker Spielorten und zu Teilen virtuell stattfindet. Dabei bespielen Studierende aus Wien, Amsterdam, Halle an der Saale, Braunschweig, Bremen und Osnabrück sowohl mit eigenen Filmprogrammen die Festivalkinos wie auch mit vielseitigen Ausstellungen verschiedene Orte in der Osnabrücker Innenstadt.
Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen Filmmuseum und dem Fachbereich Kunst und digitale Medien der Akademie der bildenden Künste Wien entstand das Programm AMATEURINNEN*. Zu sehen sind Filme von Studierenden, die sich mit den feministischen politischen Potenzialen von Arbeiten aus dem Bestand des Österreichischen Filmmuseums auseinandersetzen. Im neuen Studiengang Künstlerische Forschung in und mit Film der Niederländischen Filmakademie Amsterdam stehen Recherche und Debatte, Experiment und Prozess im Vordergrund: Studierende präsentieren Arbeiten, die sich mit persönlichen Erinnerungen, dem Verhältnis von Individuum und Kollektiv und der Dynamik wechselnder Blickverhältnisse auseinandersetzen. Präsentiert werden die Campus Filmprogramme im Filmtheater Hasetor.
Die Fachklasse für Zeitbasierte Künste der Burg Giebichenstein in Halle übersetzt mit verschiedenen Mitteln und Medien Gedanken und Inhalte in erzählerische und experimentelle Filme und Projektionen, Klänge, gebaute und mediale Räume, Körper und Bewegung, Materielles und Immaterielles, und entwickelt darin eine eigenständige künstlerische Sprache und Haltung. Die Ausstellung wird im Neubau der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein.
Im Zentrum der Fachklasse Raumkonzepte der HBK Braunschweig steht ein politischer und zugleich experimenteller Ansatz. Mit einem sinnlichen Blick gehen die Studierenden in ein vergangenes Archiv, kehren mit kritischem Vorausdenken zurück in das politische Jetzt, und erschaffen einen sprechenden Raum gegenwärtiger Gedanken. Neben ihrer Ausstellung in der hase29, bieten die Braunschweiger Studierenden mit #smalltalks ein besonderes Online-Angebot auf der EMAF-Website: Während des Festivals sprechen sie dort jeden Tag live über ihre Arbeiten.
Die Klasse für Zeitbasierte Kunst der HfK Bremen stellt im Haus der Jugend aus und setzt sich mit einer visuell und akustisch überreizten Welt auseinander, deckt nicht zuletzt Contentfabriken auf und begreift Zeit als ein fragiles Medium, das Echokammern bildet. Das Institut Kunst/Kunstpädagogik der Universität Osnabrück beteiligt sich darüber hinaus mit mehreren Arbeiten: In einem Robot-Workshop, in dem ein Telepräsenzroboter Double zum Einsatz kommt, werden neue Kommunikations- und Ausstellungskonzepte erstellt. Aus einem Projekt zur Klangforschung ist eine Mehrkanal-Installation für das ehemalige Wöhrl Parkhaus entstanden, die verschiedene akustische Arbeiten zu einem kollektiven Resonanzraum verwebt.
Das detaillierte Programm der Festivalsektion „EMAF Campus” mit allen Ausstellungsorten und -terminen finden Sie in unserem Timetable
Wir laden Sie herzlich zu unserer Eröffnung am 20. April um 19:30 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück ein. Außerdem verweisen wir gerne auf unsere Preisverleihung, die am Sonntag den 24. April um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück stattfinden wird.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Anmeldungen zur Akkreditierung sind auf unserer Website möglich.
04.04.2022EMAF 35 - Die Talks untersuchen die Bedeutung, den Nutzen und die Kosten von Dingen in Bezug auf menschliche und außer menschliche Welten
Das European Media Art Festival (EMAF) präsentiert im Rahmen seiner diesjährigen Festivalausgabe vom 20. bis 24. April fünf hochkarätig besetzte, medienkünstlerische Diskussionsveranstaltungen mit Theoretiker:innen, Künstler:innen und Designer:innen zum Themenschwerpunkt The thing is, in denen die Bedeutung, der Nutzen und die Kosten von Dingen im komplexen Verhältnis von menschlichen und nicht-menschlichen Welten reflektiert werden. In den von Daphne Dragona kuratierten EMAF Talks kommen anerkannte Referent:innen zu Wort, die gemeinsam mit dem Publikum die Verbundenheit von Lebendigem mit Nicht-Lebendigem diskutieren. Die EMAF Talks finden in englischer Sprache statt. Dabei werden drei Talks virtuell als Online-Veranstaltung auf der EMAF Website zu erleben sein, während zwei weitere Talks in Präsenz an Osnabrücker Spielorten besucht werden können. Der komplette Timetable des Festivals mit den EMAF Talks ist ab sofort unter emaf.de/timetable einsehbar.
„Die EMAF Talks gehen der Frage nach, was es bedeutet, mit Dingen zu leben, wie dabei aber auch unterschiedliche Zeitlichkeiten, Seinslehren und Weltbilder ihren Einfluss geltend machen”, fasst die EMAF-Kuratorin zusammen. Eine zentrale Rolle spiele darüber hinaus, welche Rolle Kunst, Design oder Technologie bei der Neuschaffung substanzieller Beziehungen zur Umwelt und zu unserem Planeten spielen können. „Einige der angesprochenen Themen sind: die Herausforderungen und Möglichkeiten des Arbeitens und Lebens mit intelligenten Infrastrukturen, die Anerkennung der Handlungsfähigkeit der Lebensumwelt und der Kreislauf der Materie. “, sagt Daphne Dragona.
So diskutiert der von der Berliner Architektin und Kuratorin Rosario Talevi moderierte EMAF Talk Personhood of a forest, wie Ökosysteme Wälder und Flüsse nicht als verdinglichte Objekte, sondern vielmehr als Personen mit eigenen Rechten und Möglichkeiten begriffen werden können. Dabei kommen die Künstler:innen Ursula Biemann (Schweiz) und Caetano (Brasilien), deren Werke häufig mit Wäldern verbunden sind, ebenso zu Wort wie das internationale Künstler:innen- und Aktivist:innen-Kollektiv „The Forest Curriculum”. Im EMAF Talk Smart things at work trifft die auf Public Interest-Technologie spezialisierte Gründerin der feministischen Organisation „Superrr Lab” Julia Kloiber auf die Forscher Alessandro Delfanti (University of Toronto) und Jenny Kennedy (Royal Melbourne Institute of Technology). Dabei geht es um die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Maschinen, unter anderem auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz. Unter dem Titel Design for multiple worlds widmet sich ein EMAF Talk mit der Moderation von Valentina Karga, Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, dem Einfluss von Objekt-Design auf unser Denken und unser Dasein, aber auch mit seinen Möglichkeiten, neue Welten zu erschaffen. Mit auf dem Online-Podium sind dabei die Designerin und Aktivistin Nina Paim (Basel/Porto/ Rio de Janeiro) und der Forscher Dr. Ahmed Ansari (New York).
Mit den symbiotischen Lebensgemeinschaften, die Flechten darstellen, beschäftigt sich der EMAF Talk Tranxxeno Becomings in Decolonial Speculative Futures: Amateur Lichenology am Freitag, den 22. April, um 16 Uhr im Haus der Jugend. Die Künstlerin Adriana Knouf (Niederlande/USA) diskutiert darin unter anderem, was uns in Zeiten des Klimawandels zum Beispiel die Symbiosen von Pilzen und Algen lehren können.
In einer Live-Diskussion am Samstag, den 23. April, um 16 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück präsentiert die Medienkünstlerin Valentina Karga ihre Installation eines sich selbst verzehrenden Tisches – The life of a self-eating table. Gemeinsam mit dem Publikum wird sie Fragen nach Bedürfnissen, Verzehr und Verdauung nachgehen, um sich der großen Herausforderung unserer Zeit zu stellen: Was brauchen wir wirklich für ein genügsames Leben und was nicht?
Das komplette Programm des 35. European Media Art Festival (EMAF) inklusive der Talks steht ab sofort online bereit.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Wir laden Sie herzlich ein, über unser Festival zu berichten und beim 35. European Media Art Festival dabei zu sein.
15.03.2022EMAF 35 - Filmprogramm zeigt 115 Filme aus 30 Ländern in Osnabrücker Kinos
Insgesamt 115 Filme aus 30 Ländern präsentiert das 35. European Media Art Festival (EMAF) in seinem diesjährigen Programm, das sich unter dem Motto The thing is mit unserer Verstrickung in die Welt der Dinge beschäftigt. Nach zwei Jahren Zwangspause findet die diesjährige Festivalausgabe wieder als Präsenzveranstaltung in Osnabrücker Kinos und an zahlreichen Ausstellungsorten statt.
„Immer wieder wurde in den vergangenen zwei Jahren darüber spekuliert, welche Rolle das Kino wohl spielen wird, wenn wir uns erst wieder außerhalb der eigenen vier Wände zum gemeinsamen Filmeschauen versammeln können“, sagt Katrin Mundt, Mitglied des EMAF-Leitungsteams und verantwortlich für das Filmprogramm. „Für Festivals wie das EMAF ist das Kino als Ort der Begegnung und des direkten Austauschs zwischen Künstler:innen und Zuschauer:innen von jeher wichtig. Daher möchten wir mit einem vielfältigen, sinnlichen, anspruchsvollen Programm mit Ihnen unsere Rückkehr in die Festivalkinos feiern.“
Die acht Programme des internationalen Wettbewerbs gewähren einen Überblick über die Vielfalt und aktuellen Entwicklungen im Bereich des experimentellen und künstlerischen Kurzfilms. Die Filme setzen sich kritisch mit den gebauten und natürlichen Räumen auseinander, in denen wir leben, und spüren den Geschichten nach, die in sie eingelagert sind. So führt das serbische Duo Doplgenger (Isidora Ilić & Boško Prostran) in Untitled Fragments #6 einen historischen Moment wieder auf: die Konfrontation serbischer und kroatischer Fußballfans im Maksimir Stadion im Jahr 1990. Im wie choreografiert wirkenden Vorrücken und Zurückweichen der Sicherheitskräfte, festgehalten auf TV-Material, deutet sich eine Ahnung vom Zusammenbruch Jugoslawiens an. Half Wet von Carlos Irijalba, imaginiert die üppige Landschaft von Oaxaca, Mexiko, als einen Ort in der Zukunft, in dem ein Leben kaum noch möglich ist. Lange nach dem Verschwinden der letzten Tourist:innen vollzieht ein Mann dort unbeirrt das alte Ritual seiner Vorfahren: das Reinigen von Swimmingpools.
Eine Reihe von Filmen verschränkt persönliche Erinnerung, Erzählung und Musik, um ein neues, vielschichtiges Bild unserer Gegenwart zu zeichnen. How to Improve the World der vietnamesischen Künstlerin und documenta fifteen-Teilnehmerin Nguyen Trinh Thi zeigt das Nebeneinander von überliefertem Wissen und aktuellen Veränderungen im Zusammenleben von indigenen Gemeinschaften, das sich auch im Sprechen und Zuhören, Singen und Träumen widerspiegelt. Einige Arbeiten spielen mit Film als Medium der Illusion und des Spektakels, experimentieren mit seinen materiellen Eigenschaften und narrativen Möglichkeiten. Mit den Mitteln von Experimentalfilm, Melodram und Homemovie rekonstruiert Carl Elsaesser in Home When You Return die Anatomie eines leerstehenden Hauses. Die Erinnerung an seine verstorbene Großmutter scheint sich in den psychologisch aufgeladenen Räumen zu spiegeln. Zugleich deutet sich darin auch der filmische Raum als Raum einer geteilten sinnlichen Erfahrung an.
Die sechs Langfilme im Programm des 35. EMAF setzen ihre je eigenen inhaltlichen und formalen Schwerpunkte, teilen aber ein gemeinsames Interesse für das komplexe Verhältnis von Körper und Politik. In By the Throat untersuchen Amir Borenstein & Effi Weiss die menschliche Stimme und die Möglichkeiten, in und durch Sprache die eigene Identität zum Ausdruck zu bringen, sich fremden Zuschreibungen zu entziehen oder politisch Gehör zu verschaffen. In Rampart von Marko Grba Singh wird ein wiederkehrender Traum zum Anlass, in den VHS-Videos der eigenen Familie einer Vergangenheit nachzuspüren, deren politische Erschütterungen bis in die Gegenwart nachwirken. Shall I Compare You to a Summer’s Day von Mohammad Shawky Hassan schließlich ist eine überbordende, vielstimmige, queere Neufassung von 1001 Nacht, die, basierend auf dem Liebestagebuch des Filmemachers, die Grenzen zwischen persönlichem und kollektivem Erleben, Erzählen und Erinnern verwischt.
Immer häufiger wählen Künstler:innen dokumentarische Mittel, um sich der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit der Gegenwart oder den Bildern und Erzählungen der Vergangenheit zu nähern. Das spiegelt sich auch in der Filmauswahl des EMAF wider. In der Reihe Implication. On Documentary Ethics möchten wir uns einigen der ethischen Fragen nähern, die sich bei der Arbeit mit dokumentarischem Material stellen. Hierfür wurden vier Künstler:innen aus dem Internationalen Wettbewerb eingeladen, Filme auszuwählen und mit dem Publikum zu diskutieren, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei geht es um die Arbeit mit und Aneignung von gefundenem Material, die Darstellung von Nähe und Intimität, den Umgang mit politisch motivierter Zensur und Fragen der Veröffentlichung bzw. Wiederaufführung von sensiblem, verschollenem oder bewusst entzogenem Material. Alejandro Alvarado & Concha Barquero, Jamie Crewe und Alaa Mansour zeigen und diskutieren mit dem Publikum Filme von Fernando Ruiz Vergara, Yulene Olaizola sowie Jayce Salloum & Elia Suleiman.
Weitere Highlights des Filmprogramms bilden das von Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat zusammengestellte Filmprogramm zum Festivalthema It’s rather a verb sowie die Filme der beiden Artists in Focus Beatriz Santiago Muñoz und Emily Wardill. Künstler:innengespräche und Live-Talks runden das Programm ab.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Sämtliche Vorführungen und Veranstaltungen werden am 18. März auf unserer Homepage veröffentlicht. Anmeldungen zur Akkreditierung sind dort jetzt schon möglich.
Wir laden Sie herzlich ein, über unsere Sektion Film zu berichten und beim 35. European Media Art Festival dabei zu sein.
24.02.2022EMAF 35 - Ausstellung "The thing is" vom 20. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen
Mit dem Wesen von „Dingen“, dem Verhältnis zwischen Objekten und Menschen und ihren Körpern sowie Fragen der Objektifizierung beschäftigt sich die Medienkunst-Ausstellung des diesjährigen European Media Art Festivals (EMAF), die vom 20. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein wird.
Unter dem Titel The thing is sind Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten internationaler Medienkünstler:innen zu sehen. „Die Kunstwerke setzen sich nicht nur damit auseinander, was ein Ding ausmacht, sondern werfen anhand von Quasi-Objekte und Hybriden Fragen dazu auf, an welcher Stelle wir die Grenzen ziehen können zwischen leblosem Ding und Lebewesen“, sagt Kuratorin Inga Seidler, die für die diesjährige EMAF-Ausstellung verantwortlich zeichnet. „Gleichzeitig verkörpern Dinge zum Beispiel Interessen oder Bedürfnisse und lassen Aussagen darüber zu, wie wir mit anderen und in unserer Umwelt leben - wie bei der Untersuchung ihrer Beschaffenheit, Produktionsbedingungen, Bedeutungen, Funktionen und ihres Designs deutlich wird.“
So rückt die Videoinstallation Jerricans to can Jerry des Berliner Künstlers Leon Kahane den als „Jerrycan“ bekannten Einheitskanister in den Mittelpunkt, der für die deutsche Wehrmacht entwickelt und von der Firma Brose ab 1936 als deren erstes Massenprodukt in Serie hergestellt wurde. Von den Produktionsbedingungen unter Ausnutzung sowjetischer Zwangsarbeiter bis hin zum Erbe der bis heute ihre Verstrickung in das NS-Regime leugnenden Familie Brose spannt die Arbeit einen weiten Bogen. In Kahanes Arbeit wird ein solcher Kanister als die Figur „Colonel Canister“ zum Leben erweckt und berichtet aus seiner Perspektive als Zeitzeuge über die Entwicklungen und gewaltvollen Ereignisse, die sich an der Geschichte und Bedeutungsverschiebung dieses Dinges nacherzählen lassen.
Das dänische Künstlerinnenduo Stine Deja und Marie Munk untersucht in ihren Arbeiten das emotionale Verhältnis zwischen Menschen und nicht-menschlichen Objekten und Hybriden wie KIs, Robotern oder Avataren. Mit Synthetic Seduction präsentieren sie ein Setting, das wie eine Art futuristisches Labor erscheint. Wie lassen sich die darin pulsierenden, fleischlichen Skulpturen einordnen: als Dinge oder Lebewesen? Und wie verkomplizieren Roboter, die sich einander romantisch nähern, unseren Blick auf diese Maschinen?
D:ie transdisziplinäre Künstler:in RA Walden betrachtet die Fragilität des Körpers und das Verhältnis zu den Dingen seiner Umgebung aus einer queeren, behinderten Perspektive. Crip Ecologies besteht aus dutzenden Glasgefäßen und Petrischalen. In den Behältern befinden sich verschiedenste natürliche Materialien wie Erde, Steine, Samen oder Flüssigkeiten in unterschiedlichen Farben. Einige der Etiketten auf den Gefäßen tragen Namen von Personen oder Straßen. RA Walden wirft damit Fragen auf wie: Welchen Wert haben Objekte, wenn sie schwerer zugänglich sind? Und in welchem Verhältnis steht dabei die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers zur Zerbrechlichkeit unseres Ökosystems?
Weitere Informationen zur diesjährigen EMAF-Ausstellung The thing is werden aktuell auf unserer Website veröffentlicht.
Wir laden Sie herzlich ein, beim EMAF 2022 dabei zu sein!
17.02.2022EMAF 35 - Artist in Focus & Akkreditierung
Neue EMAF-Reihe würdigt zwei internationale Filmkünstlerinnen
Mit einer neuen Reihe würdigt das EMAF das Schaffen ausgewählter Künstler:innen, deren filmische Arbeiten in der Medienkunst der Gegenwart wichtige Impulse setzen. „Artist in Focus“ soll auch Begegnungen mit Autor:innen und ihren Werken ermöglichen, die in der Bildenden Kunst international Beachtung finden, in der Festivalwelt bisher hingegen weniger präsent sind. Die Reihe wird eröffnet mit Beatriz Santiago Muñoz und Emily Wardill.
Erstmals in Deutschland zeigt die puerto-ricanische Künstlerin Beatriz Santiago Muñoz eine umfangreiche Auswahl ihrer filmischen Arbeiten, darunter auch ihr Langfilm-Debüt Oriana (2022). Ihre Arbeiten verbinden dokumentarische, fiktionale und performative Elemente, um die natürlichen und politischen Landschaften der Karibik, die Geschichte und Gegenwart antikolonialer Bewegungen und die ästhetische wie gesellschaftliche Sprengkraft feministischen Erzählens zu beleuchten.
Otros usos (Other Uses, 2014) ist auf der Insel Vieques entstanden, einem einstigen Stützpunkt der US-Streikräfte in Puerto Rico. Der Film zeigt und verbirgt, dokumentiert und fragmentiert diese Landschaft gleichermaßen – dank einer Seh-Apparatur, die die Künstlerin eigens für den Film entwickelt hat. La cueva negra (The Black Cave, 2012) kreist um die materielle und spirituelle Geschichte des „Paso del Indio“, wo archäologisch bedeutsame Spuren früher indigener Siedlungen gefunden wurden, die dann ein Schnellstraßenprojekt buchstäblich unter sich begraben hat. Zwei junge Männer bringen den Ort zum Sprechen. Oriana (2022) schließlich, inspiriert von Monique Wittigs experimentellem Roman Les Guerillères (1969), ist eine audiovisuelle Improvisation über Sinnlichkeit und Solidarität, über Körper im Fluss und Körper im Widerstand und die Möglichkeiten einer anderen Sprache. In seiner offenen Struktur lässt der Film die Prozesse des kollektiven Studierens und Experimentierens erkennen, die für Santiago Muñoz‘ Arbeitsweise zentral sind.
Emily Wardill, deren Film Night for Day 2021 mit dem EMAF-Medienkunstpreis ausgezeichnet wurde, kehrt mit vier Programmen zurück, die einen Überblick über ihre filmischen Arbeiten der letzten 15 Jahre gewähren. Ausgangspunkt für Wardills Filme sind oftmals historische Ereignisse oder Personen, um die sie sinnliche, psychologisch aufgeladene Erzählungen entwickelt. Dabei sind die Unbeständigkeit von Sprache und Bewusstsein, die Gespenster der Technologie und die Materialität von Erinnerung wiederkehrende Themen. Aus dem Nebeneinander von wissenschaftlicher Studie und absurdem Wortwitz, politischer Analyse und spielerischer Andeutung erzeugt Wardill Filme, die eine ebenso suggestive wie eigensinnige Sprache sprechen.
Inspiriert von mittelalterlichen Kirchenfenstern und ihrer Funktion als Kommunikationsmedien in einer weitgehend analphabetischen Gesellschaft inszeniert Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck (2007) in einem improvisiert wirkenden Set eine Geschichte um Begehren, Besitzen und Sein, die immer wieder spektakulär zersplittert. Wardills erster Langfilm Game Keepers without Game (2009) versetzt ein Stück Pedro Calderón de la Barcas in das London der Gegenwart. Vor strahlend weißem Hintergrund entfaltet sich die Geschichte eines Mädchens, das aus seinem Elternhaus verstoßen wurde, als eine Abfolge entfremdeter Begegnungen, isolierter Objekte und transgressiver Gesten. In I Gave My Love a Cherry that Had no Stone (2016) dient das Foyer des Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon als Bühne für eine Choreografie, in der Körper, Raum und Kamera unmittelbar aufeinander bezogen sind. Im fließenden Wechsel zwischen einander Verfolgen, sich voreinander Verstecken und ineinander Verwandeln wird der menschliche Körper heimgesucht von seinen Doubles – und das Museum vom Gespenst seiner Zukunft.
Bios
Beatriz Santiago Muñoz (geb. 1972) lebt und arbeitet in San Juan, Puerto Rico. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören Oriana, PIVO, São Paulo; 34. Biennale von São Paulo; MOMENTA Biennale de l’image, Montréal; Gosila, Der Tank, Basel. Ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, u. a. im Museum of Modern Art, der Sammlung Kadist und im Guggenheim Museum. Sie war Stipendiatin von Creative Capital, erhielt ein USA Fellowship und wurde mit dem Herb Alpert Award in the Arts sowie dem Kunstpreis Artes Mundi ausgezeichnet, den sich 2021 alle sieben Finalist:innen teilten.
Emily Wardill (geb. 1977) lebt und arbeitet in Lissabon und Malmö. Wardill hatte Einzelausstellungen in der Secession, Wien, der Bergen Kunsthall, im Salzburger Kunstverein, der National Gallery of Denmark, Kopenhagen, im Badischen Kunstverein, Karlsruhe, in der Serpentine Gallery, London, bei De Appel, Amsterdam und im MIT List Visual Arts Center, Cambridge. Sie war außerdem beteiligt an den Biennalen von Sydney und Venedig sowie Gruppenausstellungen u.a. in der Tate Britain, London, der Tate Modern, London, im MUMOK, Wien, MOCA, Miami, in der Kunsthalle Basel, dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart und dem ICA, London. Sie absolviert derzeit einen praxisbasierten PhD an der Kunstakademie Malmö.
Akkreditierung
Ab sofort sind auf unserer Website Anmeldungen zur Akkreditierung unter registration.emaf.de möglich. Akkreditierungsschluss ist der 13. April.
12.01.2022EMAF 35 - Der Call ist beendet & Thema
Die Einreichfrist für die kommende EMAF-Ausgabe ist beendet. Angesichts der anhaltend schwierigen Situation möchten wir allen Künstler:innen, Verleiher:innen und Produzent:innen, die uns ihre Arbeiten anvertraut haben, ganz besonders danken. Wir freuen uns auf die Sichtungen in den kommenden Wochen! Die finale Auswahl für Filmprogramme, Ausstellung, Performances und Expanded-Projekte wird Mitte März bekanntgegeben.
Das EMAF-Thema 2022: The Thing Is
Ein neues Jahr, ein neuer Versuch, Dinge zu bewegen und in Bewegung zu halten: Nach zwei Online-Ausgaben blickt das EMAF vorsichtig optimistisch in ein neues Festivaljahr. Auf den Rückzug ins Private soll wieder ein Programm für die Öffentlichkeit folgen, das vor Ort erfahrbar und in Teilen auch digital mitzuverfolgen ist. Im Zentrum steht dabei erneut das Festivalthema.
Unter dem diesjährigen Motto The Thing Is versammeln sich künstlerische Arbeiten und theoretische Beiträge, die sich mit unserer Verstrickung in die Welt der Dinge beschäftigen. Es soll darum gehen zu erkunden, wie unsere gemeinsame Wirklichkeit aus dem Zusammenspiel, der Reibung und den Widerständen zwischen Körpern und Dingen entsteht. Denn solange – nicht nur pandemiebedingt – persönliche Beziehungen zunehmend als entkörperlicht und abstrakt erfahren werden, die immer komplexer werdenden Beziehungen zwischen Menschen und Apparaten die Grenze zwischen belebten und unbelebten Wesen verschieben und die materiellen Grundlagen unserer Existenz auf diesem Planeten auf dem Spiel stehen, sind wir mit der Frage konfrontiert, wie wir (besser) mit den Dingen leben und vielleicht sogar von ihnen lernen können.
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung setzt sich mit Objekten unserer Gegenwart, des alltäglichen Lebens und des spekulativen Designs auseinander. In Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten fragt sie danach, was ein “Ding“ ausmacht, betrachtet Quasi-Objekte und Hybride. Ausgehend von unserer Verwobenheit in die Welt der Dinge untersucht sie die Beschaffenheit, Produktionsbedingungen, Bedeutungen, Funktionen und das Design von Objekten. So wird sichtbar, dass Dinge Aussagen darüber zulassen und verkörpern, wie wir mit anderen und unserer Umwelt leben.
Sieben Filmscreenings und eine Performance, zusammengestellt von Sirah Foighel Brutmann und Eitan Efrat, feiern die relationalen Aspekte des bewegten Bildes. Unter dem Titel It’s rather a verb [Es ist eher ein Verb] legt das Programm das Augenmerk auf die Bewegungen, die Positionen innewohnen, und die Verben, auf die sich Substantive stützen. Es stellt Werke in den Mittelpunkt, die nicht-lineare Prozesse nutzen und darstellen, während Interaktionen mit Dingen – Steinen, historischen Objekten, Müttern und Autos – audiovisuell Gestalt annehmen.
Dinge haben immer schon Interessen, Bedürfnisse und Handlungen befördert und belegt. Sie haben ihre eigenen Lebenszyklen und ändern je nach kulturellem Kontext ihre Bedeutung. Die von Daphne Dragona kuratierten Talks untersuchen, was es aus der Perspektive unterschiedlicher Zeitlichkeiten, Ontologien und Weltsichten bedeutet, mit Dingen zu leben und für sie zu sorgen. Sie fragen nach der Rolle von Kunst und Design bei der Herstellung und Aneignung von bzw. Absage an Dinge mit dem Ziel, ein dauerhaftes Verhältnis zur Umwelt und zu unserem Planeten zu bewahren oder wiederherzustellen.
Die Kurator:innen:
Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. Sie hat Ausstellungen, Performances, Diskurprogramme und Projekte für den digitalen Raum entwickelt, produziert und kuratiert. Nach mehreren Jahren als Kuratorin beim transmediale festival leitete sie das Digitale und Web Residency-Programm der Akademie Schloss Solitude. Im Kollektiv um den unabhängigen Projektraum ACUD MACHT NEU initiierte sie die Serie COLLECTIVE PRACTICES, die sich mit Fragen der kollektiven Wissensproduktion, des Kulturschaffens und Organisierens beschäftigte. Seit 2020 kuratiert sie die Ausstellung des EMAF in der Kunsthalle Osnabrück.
Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat verfolgen seit mehreren Jahren eine gemeinsame künstlerische Praxis und entwickeln Arbeiten im audiovisuellen Feld. Sie leben und arbeiten in Brüssel. Ihre Praxis konzentriert sich auf die performativen Aspekte des bewegten Bildes. In ihren Arbeiten versuchen sie die räumlichen und zeitlichen Potentiale von (bewegten oder statischen) Bildern in ihrer Lektüre offenzulegen, die Beziehungen zwischen Zuschauer:innenschaft und Geschichte zu beleuchten, die Zeitlichkeit von Erzählung und Erinnerung sowie die materiellen Oberflächen der Bildproduktion auszuloten.
Daphne Dragona lebt als Kuratorin und Autorin in Berlin. Zu ihren Interessensgebieten zählen die Verheißungen der Commons, die Instumentalisierung des Spiels, die Problematik von Technologien der Fürsorge und die Auswirkungen technologischer Infrastrukturen auf den Planeten. Ihre Ausstellungen und Veranstaltungen wurden bei Onassis Stegi, Laboral, Aksioma, NeMe, EMST, Akademie Schloss Solitude, Alta Tecnologia Andina, und Le Lieu Unique gezeigt. Von 2015 bis 2019 war Dragona Teil des kuratorischen Teams der Transmediale. Sie erwarb ihren PhD am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Athen.
Wenn Sie Portraitbilder der Kurator:innen wünschen, melden Sie sich gerne. Auch für weitere Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
17.09.2021EMAF 35 - Call for Entries – Festival 2022
Medienkünstler:innen aus der ganzen Welt können jetzt ihre Arbeiten für die Sichtung zum European Media Art Festival 2022 einreichen.
Die Online- Plattform unter https://registration.emaf.de/ ist ab sofort geöffnet. Eingereicht werden können Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation, Performance und Expanded Media. Die Einreichfrist endet am 7. Januar 2022.
Das 35. European Media Art Festival findet vom 20. bis zum 24. April 2022 statt. Osnabrück wird dabei fünf Tage lang zu einer internationalen und richtungsweisenden Plattform für Medienkunst und zum Treffpunkt für Künstler:innen, Kurator:innen, Forschende und Studierende. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird darüber hinaus bis zum 29. Mai 2022 zu sehen sein. Mehr über das Festival lesen Sie auf unserer Homepage.
Für Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
31.05.2021EMAF 34 - Bilanz/Festivaltermin 2022
Filmprogramme als Streaming, Live-Talks im Online-Format – und schließlich reale Besuche der Medienkunst-Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück: Am gestrigen 30. Mai ist die außergewöhnliche Hybrid-Festivalausgabe des 34. European Media Art Festivals (EMAF) erfolgreich zu Ende gegangen. Die Festivalmacher:innen ziehen nun eine positive Bilanz.
„Wir mussten in diesem Jahr sehr flexibel und sehr schnell sein“, bilanziert EMAF-Geschäftsführer Alfred Rotert. „Zum Festivalstart war eine Öffnung der Kinos nicht absehbar, aber kurz vor Schluss konnten wir die EMAF-Ausstellung noch für Festivalbesucher:innen öffnen.“ Das Festival-Team ist sehr zufrieden, weil das Interesse trotz der ungewohnten Festivalform nicht ausgeblieben ist. „Uns ging das Herz auf, als die zum Schwerpunktthema „Possessed“ kuratierten Installationen in der Kunsthalle Osnabrück doch von zahlreichen Festivalbesucher:innen persönlich erlebt werden konnten“, berichtet Alfred Rotert.
Das neue Streaming-Angebot emaf.cinemlovers.de und die virtuellen EMAF-Talks auf der Festival-Homepage seien über den gesamten Zeitraum sehr intensiv genutzt worden. „Es war trotz der Umstände eine rundum gelungene Festivaledition“, sagt Rotert.
Rückblicke auf das Festival gewähren Künstler:innen-Gespräche, die EMAF-Talks sowie weitere Specials auf der Website unter Extras
. Einen besonderen Einblick in die Ausstellung gewährt die Dokumentation des Filmemachers Tim Kaiser auf der Homepage des Festivals.
Sobald mehr Planungssicherheit für Veranstaltung im Innen- und Außenbereich gewährleistet ist, wird das EMAF über Nachholtermine des Filmprogramms und anderer Festivalveranstaltungen informieren.
Save the Date: Der neue Festivaltermin für das 35. European Media Art Festivals (EMAF) steht fest. Vom 20. bis 24. April 2022 hofft das EMAF-Festivalteam, wieder Publikum vor Ort begrüßen zu können. Die Ausstellung wird voraussichtlich bis zum 29. Mai 2022 zu sehen sein. Als eines der einflussreichsten Foren für zeitgenössische Medienkunst wird das 35. EMAF somit im kommenden Jahr erneut zum Experimentierfeld und Labor, in dem sich internationale Künstler:innen, Kurator:innen, Forscher:innen, Studierende und Film- und Kunstinteressierte begegnen und in Austausch treten.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, dem Goethe-Institut, dem Auswärtigem Amt, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
20.05.2021EMAF 34 - Ausstellung öffnet für Besucher/Kurz-Dokumentation gibt filmischen Einblicke
Mit den heute von der Stadt Osnabrück beschlossenen Lockerungen aufgrund der gesunkenen 7-Tage-Inzidenz wird ab morgen, Freitag 21. Mai, die Kunsthalle Osnabrück öffnen und somit ein Besuch der dortigen Ausstellung „possessed“ des 34. European Media Art Festivals (EMAF) möglich sein. Die bislang nur virtuell zugängliche Ausstellung, die von EMAF-Kuratorin Inga Seidler zusammengestellt wurde, kann damit erstmals für das Festivalpublikum öffentlich gemacht werden und ist in der Kunsthalle Osnabrück voraussichtlich noch bis 30. Mai zu besichtigen. Es gelten einige Sonderregeln in der Kunsthalle: So dürfen maximal 25 Personen gleichzeitig in die Kunsthalle, die Verweildauer beträgt maximal 1,5 Stunden. Für einen Besuch ist keine vorherige Anmeldung notwendig. Zudem dürfen keine Führungen stattfinden. Sämtliche Besuchsregelungen, wie Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht in der Kunsthalle, finden sich unter https://kunsthalle.osnabrueck.de/de.
Zugleich ist ab sofort eine kurze Dokumentation des Filmemachers Tim Kaiser über die EMAF-Ausstellung „possessed“ einsehbar, die in stimmungsvollen Bildern einen Überblick über die Installationen und Ausstellungselemente sowie über ihre Positionierung im Ausstellungsraum der Kunsthalle ermöglicht. Der Film ist auf der EMAF-Homepage zugänglich und auf Vimeo unter: https://vimeo.com/552862866
Wir wünschen allen Interessierten einen anregenden Ausstellungsbesuch!
26.04.2021EMAF 34 – Die Preisträger:innen
EMAF Jurys zeichnen drei wegweisende Experimentalfilme aus
Die Preisträger:innen des 34. European Media Art Festival (EMAF) stehen fest: Den EMAF Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst erhält die britische Künstlerin Emily Wardill für ihren experimentellen Film „Night for Day“, der die Dialektik utopischen Denkens am Beispiel einer Mutter-Sohn-Beziehung in Portugal diskutiert.
Der Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches geht an Ana Vaz, Vera Amaral und Mário Neto für ihren Film „13 Ways of Looking at a Blackbird“, in dem sie über ihre eigenen Beobachtungen das Wesen des Kinos erkunden.
„Michael Ironside and I“ des deutschen Künstlers Marian Mayland wird mit dem Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) ausgezeichnet. Der Essayfilm setzt sich über mediale Männlichkeitsbilder der 80er und 90er Jahre kritisch mit Film- und Fernsehgeschichte auseinander.
Sämtliche Gewinner-Filme sind, ebenso wie das gesamte Filmprogramm des 34. EMAF, noch bis einschließlich 2. Mai auf der Streaming-Plattform www.emaf.cinemalovers.de zu sehen. Der EMAF Award und der Dialog-Preis werden von einer Jury aus Medienkünstler:innen und Kurator:innen vergeben, der in diesem Jahr Christina Li, Nour Ouayda und Claudia Slanar angehören. Die Filmkritiker:innen Dunja Bialas, Tina Waldeck und Jan Künemund bilden die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VdFk.
Der EMAF Award für Emily Wardills „Night for Day“ gehe an eine „eindringliche Arbeit, die das Vermögen des Kinos als Instrument der Zeitreise auslotet und dabei in der Vorstellung über Generationen hinweg verwandtschaftliche Bande schafft“, urteilt die Jury in ihrer Begründung. Als Kontrapunkt zur Präzision der heute zur Verfügung stehenden Bildtechnologie arbeite die Filmemacherin „gekonnt mit Licht und Schatten als filmischem Mittel, das auf die undurchsichtige und fraktale Beschaffenheit sowohl historischer Narrative als auch gegenwärtiger Wirklichkeiten verweist“.
Eine lobende Erwähnung spricht die Jury des EMAF Award für „Happy Valley“ des chinesisch-amerikanischen Regisseurs Simon Liu aus: „Als Collage surrealer wie greifbarer Betrachtungen vor einer Tonkulisse aus Popsongs und Seifenopern aus dem Hongkong der Achtziger evoziert der Film eine stark empfundene Sehnsucht nach dem Gemeinschaftserlebnis und feiert einen zutiefst menschlichen und universellen Überlebensinstinkt.“
Der Dialog-Preis für „13 Ways of Looking at a Blackbird“ von Ana Vaz, Vera Amaral und Mário Neto prämiere eine „bemerkenswerte Übung im entschulten Lernen, bei der gemeinsam Wege des Sehens über das Gesehene hinaus erkundet werden“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Das Filmemachen werde dabei zu einer performativen und sinnlichen Handlung, die den ganzen Körper mit einbeziehe. „Wir werden Zeug:innen, wie diese jungen Filmemacher:innen dem Verhältnis zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem auf den Grund gehen – jenen wahrnehmbaren und nicht wahrnehmbaren Fakten, die ihre Weltsicht bestimmen werden.“
Der Experimentalfilm „Letter From Your Far-Off Country“ des indisch-amerikanischen Filmemachers Suneil Sanzgiri bekommt von der Jury des Dialog Preises eine lobende Erwähnung ausgesprochen. Die Arbeit evoziere „die Macht der Verständigung durch Briefe, durch die Protagonist:innen von Befreiungskämpfen in Indien beinahe über ein halbes Jahrhunderts hinweg verbunden sind“, sagt die Jury. Indem der Film unterschiedliche Quellen wie analoges Videomaterial, 16mm-Footage und digitale Aufnahmen zusammenführe, bringe er nicht nur „eine lineare historische Erzählung ins Wanken, sondern lässt auch die Grenzen des Experiments Kino verschwimmen.“
Mit „Michael ironside and I“ von Marian Mayland zeichnet die Jury des EMAF Medienkunstpreises des Verbands der deutschen Filmkritik eine „komplexe essayistische Auseinandersetzung mit Film- und Fernsehgeschichte aus“, heißt es in der Begründung. „In der fließenden Montage gefundener Genrebilder werden Spuren toxischer Männlichkeit sichtbar, die keine nostalgische Verklärung zulassen. Der Brennstoff der (Selbst-)Reflexion bleibt allerdings die cinephile Empfindsamkeit des Autors.“
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, dem Goethe-Institut, dem Auswärtigem Amt, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V.
Herzliche Grüße vom Team des EMAF 2021
presse@emaf.de
21.04.2021EMAF 34 - Das Festival ist eröffnet
Das 34. European Media Art Festival (EMAF) ist eröffnet. Seit heute, Mittwoch 21. April, steht Festivalbesucher:innen und Akkreditierten ein umfangreiches Festivalprogramm der Sektionen Ausstellung, Film und Campus auf der Streaming-Plattform emaf.cinemalovers.de zur Verfügung. Bis einschließlich 2. Mai ist das komplette Online-Angebot verfügbar, das durch zahlreiche Begleitveranstaltungen wie Künstler:innen-Gespräche, Making-Ofs, virtuelle Rundgänge und Talks ergänzt wird (Termine siehe unten). Sofern es die Corona-Maßnahmen der Stadt Osnabrück zulassen, wird es auch vor Ort Möglichkeiten geben, die bis zum 30. Mai aufgebaute EMAF Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück sowie Arbeiten von Kunsthochschulen in der Sektion Campus an Corona-konformen Ausstellungsorten der Stadt zu besuchen. Darüber informiert das EMAF tagesaktuell.
Filmprogramm
Über 120 Beiträge aus 31 Ländern präsentiert das 34. European Media Art Festival in seinem diesjährigen Filmprogramm, das auf der Streaming-Plattform emaf.cinemalovers.de ab heute bis zum 2. Mai zu sehen ist. Um einen Austausch mit den Filmschaffenden und Diskussionen über Medienkunst in Festivalatmosphäre trotz Corona-Pandemie zu ermöglichen, haben das EMAF Programmteam und die Gastkurato:innen im Vorfeld umfangreiche „Artist Conversations“ geführt, die ab sofort begleitend zu den Filmen online zur Verfügung stehen. Das EMAF plant, ausgewählte Filmprogramme in Kooperation mit in- und ausländischen Partnern nachzuholen, sobald öffentliche Kinovorführungen wieder möglich sind. https://emaf.cinemalovers.de/de/navigation/film
Ausstellung
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung des EMAF nimmt das Festivalthema „possessed“ zum Ausgangspunkt und untersucht die Bedeutungen von Besitz und Besessenheit in der heutigen Welt in Form von sieben Installationen internationaler Künstler:innen, die in der Kunsthalle Osnabrück aufgebaut sind. Eine Öffnung für das Publikum erfolgt, sobald es die Corona Maßnahmen der Stadt Osnabrück zulassen. Zugleich wird ein virtueller Besuch der Ausstellung für Festivalbesucher:innen möglich sein: Auf der Streaming-Plattform des Festivals werden in der Rubrik „Ausstellung“ unter anderem ein Making-Of sowie ein virtueller Rundgang zu erleben sein. Sobald der virtuelle Rundgang geöffnet ist, werden wir darüber informieren. https://emaf.cinemalovers.de/de/home
Talks
In sechs virtuellen Diskussionsrunden, die von Daphne Dragona und Alfred Rotert kuriert wurden, sprechen geladenen Theoretiker:innen, Künstler:innen und Aktivist:innen über ausgewählte Themenschwerpunkte im Rahmen des EMAF, zum Beispiel über die Gemeinsamkeiten von auf Verbrennung fossiler Energien basierenden Volkswirtschaften und kolonialen Großpflanzungen, über Technoheritage und kulturelle Enteignung, über die im Verborgenen tätigen Arbeitskräften und Sklaverei, über digitalen Gewohnheiten und kollektives Trauma. Die Talks werden live auf der EMAF-Webseite gestreamt und sind später hier auf der Streaming-Plattform emaf.cinemalovers.de verfügbar.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, dem Goethe-Institut, dem Auswärtigem Amt, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
09.04.2021EMAF 34 - Talks & Campus
In seiner diesjährigen Hybrid-Version präsentiert das European Media Art Festival (EMAF) in den Sektionen Talks und Campus eine Reihe an medienkünstlerischen Diskussionsrunden zum Festivalschwerpunkt „Possessed“ sowie eine Auswahl aktueller Arbeiten, mit denen sich Fächergruppen der Medienkunst von europäischen Kunsthochschulen zu Wort melden. Die Programme sind überwiegend auf der Streaming Plattform emaf.cinemalovers.de zu erleben, werden aber auch in Fenstern von Ausstellungsorten der Osnabrücker Altstadt je nach aktueller Allgemeinverfügung zur Corona-Pandemie zu sehen sein.
Die Talks des diesjährigen European Media Art Festivals (EMAF) beschäftigen sich mit der Frage, was „Besitz“ und „Besessenwerden“ in der heutigen Welt bedeuten und geht dabei etwaigen Wechselbeziehungen auf den Grund. „Die Sprecher:innen diskutieren die Themenfelder Eigentum und Kontrolle im Kontext von Grund und Boden, Identität und Information“, sagt Kuratorin Daphne Dragona, die für das Talks-Programm verantwortlich zeichnet. „Dabei setzen sie sich auch mit der Macht von Glaubenssystemen, Gewohnheiten und herrschender Narrative auseinander. Im Zentrum des Programms steht der Zusammenhang zwischen heutigen Formen von Extraktivismus und Ausbeutung – sei es von Bodenschätzen, menschlicher Arbeitskraft oder Daten – und dem Kolonialismus der Siedler, dem rassistisch geprägten Kapitalismus.“
In sechs virtuellen Diskussionsrunden sprechen die geladenen Theoretiker:innen, Künstler:innen und Aktivist:innen zum Beispiel über die Gemeinsamkeiten von auf Verbrennung fossiler Energien basierenden Volkswirtschaften und kolonialen Großpflanzungen, Technoheritage und kultureller Enteignung, den im Verborgenen tätigen Arbeitskräften von heute und Sklaverei, digitalen Gewohnheiten und kollektivem Trauma. Besonderes Gewicht liegt dabei auf dem unentwegten Kampf widerständiger Netzwerke und Ökologien. So diskutieren unter anderem die Künstlerinnen Nora Al-Badri und Lerato Shadi über Strategien gegen kulturelle Enteignung. Regine Rapp und Heather Davis sprechen über die Rolle von Plastik in unseren heutigen Lebenswelten. Die Binaritäten Mensch/Maschine und Rasse/Unterwerfung stehen in der Diskussion von Dr. Ramon Amaro und Maya Indira Ganesh im Mittelpunkt. Ariana Dongus und Tiara Roxanne beschäftigen sich mit Datenkolonialismus. Schwarze Ökologie und die Zusammenhänge von Klimawandel und Kolonialismus sind die Themen im Talk von Jacqueline Brown and Sria Chatterjee. Und Liam Young begibt sich mit uns auf eine Science-Fiction-Safari durch eine imaginäre Stadt der gesamten Erdbevölkerung. „Das Programm der Talks des EMAF 2021 unterstreicht mit seiner Betrachtung angestammter und zeitgenössischer Technologien und kultureller Praktiken, wie sehr es nach wie vor vonnöten ist, die Welt differenziert wahrzunehmen, damit dieser Planet anders bewohnt werden kann“, sagt Kuratorin Daphne Dragona. Das gesamte Programm der EMAF Talks gibt es bald unter www.emaf.de.
Die Festivalsektion EMAF Campus bietet auch in diesem Festivaljahr Klassen und Fächergruppen europäischer Akademien und Hochschulen eine Plattform. Coronabedingt werden diese überwiegend auf der Streaming-Plattform emaf.cinemalovers.de, aber auch vor Ort in Osnabrück in den Fenstern des Kunstraums hase 29, in den Fenstern des Instituts für Kunst/Kunstpädagogik in der Seminarstraße und im Fenster des bbk Kunstquartiers zu erfahren sein. Die Klassen von Julika Rudelius der Hochschule für Kunst Bremen und von Candice Breitz & Eli Cortiñas der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig zeigen Installationen, Performances und Videos, während die Klasse von Katarina Zdjelar des Rotterdamer Piet Zwart Institute mit einem Videoprogramm vertreten ist. Auch das Institut für Kunst|Kunstpädagogik der Universität Osnabrück wird Videos aus den Modulen von Bettina Bruder und Barbara Kaesbohrer im Programm haben, und die Hochschule Osnabrück zeigt darüber hinaus Apps und Videos aus dem Studiengang Media & Interaction Design, betreut von Christoph Mett, Hannes Nehls, Björn Plutka und Michaela Ramm.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, dem Goethe-Institut, dem Auswärtigem Amt, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
18.03.2021EMAF 34 - das Filmprogramm
Insgesamt 110 Filme aus 31 Ländern präsentiert das 34. European Media Art Festival in seinem diesjährigen Programm, das mit dem Festivalmotto „Possessed“ überschrieben ist. Angesichts der steigenden Infektionszahlen und erheblichen Reiseeinschränkungen für die internationalen Beteiligten und Gäste werden die Filmprogramme allerdings als reine Online-Veranstaltung stattfinden. Die Ausstellungen in der Kunsthalle und an anderen Spielorten werden wie geplant aufgebaut und je nach Gegebenheiten auch öffentlich zugänglich sein.
Das Streaming-Angebot wird vom 21. April – 2. Mai online sein und neben den Filmprogrammen auch Künstler:innengespräche, Live-Talks und Einblicke in die Ausstellungen umfassen. „Sobald öffentliche Kinovorführungen wieder möglich sind, werden wir eine Reihe von Filmen noch einmal in physischer Form präsentieren“, sagt Katrin Mundt, Mitglied des EMAF-Leitungsteams.
Mit über 2.600 Einreichungen bewarben sich mehr Künstler:innen als je zuvor für die Aufnahme in das EMAF-Programm. 31 Filme wurden für den Wettbewerb ausgewählt. „Viele dieser Filme setzen sich mit Landschaften auseinander, die von den Spuren historischer Besetzungen oder aktueller Konflikte geprägt sind“, sagt Katrin Mundt, die für das Filmprogramm verantwortlich zeichnet. „Die Haltung der Künstler:innen kann dabei sehr kritisch, aber auch sehr persönlich sein. Und oft suchen sie nach Alternativen: nach anderen Weltmodellen und neuen Formen des Zusammenlebens.“ Marwa Arsanios‘ Who Is Afraid of Ideology? Part 3: Micro-Resistances (2020) etwa erzählt vom Kampf um Land und Bodenschätze in Kolumbien und die Ermächtigung indigener Frauen durch die Verbreitung ökologischen Wissens. Simon Lius Happy Valley (2020) verbindet die Spuren der Proteste in seiner Heimatstadt Hongkong zu einem melancholischen Parcours durch eine Stadt im Verschwinden. Er arbeitet mit Bildern und Klängen, die wie ferne Erinnerungen wirken.
Weitere Arbeiten kreisen um die enge Verbundenheit von Körper, Ort und Identität. Renèe Helèna Browne untersucht in Daddy’s Boy (2020) die Rolle von Vaterfiguren bei der eigenen Identitätsfindung. Der Hollywood-Klassiker Jurassic Park liefert Browne Argumente für eine andere, „monströse“ Art in der Welt zu sein. Und auch Marian Maylands Michael Ironside and I (2020) sucht in den Filmsets von SciFi-Produktionen der 1980er- und 90er-Jahre den Vorstellungen von einer technologisch erweiterten Männlichkeit nach, die sich darin materialisieren.
Das Teilen und Weitergeben von Erfahrung, das Verständigen über kulturelle Grenzen und geografische Distanzen hinweg stellt einen weiteren Schwerpunkt im Wettbewerb dar. Zum Beispiel ist 13 Ways of Looking at a Blackbird (2021) das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin Ana Vaz und zwei Schüler:innen aus Lissabon, Vera Amaral und Mário Neto. Ihr Film stellt grundlegende Fragen darüber, wie wir uns sehend und filmend ein Bild von der Welt machen und uns zu anderen ins Verhältnis setzen. Dani Gal verbindet in Three Works for Piano (2020) zwei sehr unterschiedliche Erzählebenen: drei Klavier-Performances und den Bericht eines ehemaligen Soldaten der israelischen Armee. Beide beleuchten sie unterschiedliche Dimensionen von Sprechen und Schweigen, von Erinnerung und Inszenierung.
Das Festivalthema „Possessed“ wird mit einer von Anja Dornieden und Juan David González Monroy (Berlin) kuratierten Reihe gewürdigt. Unter dem Titel „The Unpossessable Possessor“ stellt sie den filmischen Apparat in den Mittelpunkt: Wie ist er mit uns Menschen verbunden, wie ergreift er von uns Besitz – sei es als Maschine, die vermittelnd zwischen uns und der Wirklichkeit steht, als Produzent einer quasi-rituellen Versenkung oder als Gegenspieler, dessen Kontrolle über uns es trickreich auszuhebeln gilt? „Die ursprünglich geplanten analogen Filmprojektionen und Performances werden wir zunächst in Auszügen in den digitalen Raum verlegen. Das vollständige Programm hoffen wir dann im weiteren Jahresverlauf nachholen zu können“, kündigt Katrin Mundt an. Mit Arbeiten von Eva C. Heldmann, Zelimir Zilnik, Amy Halpern, Ruy Guerra, Alee Peoples & Mike Stoltz u.a.
Eine Reihe zur Geschichte und Gegenwart der Videokunst in Libanon präsentiert die Künstlerin und Kuratorin Nour Ouayda (Beirut). In „Show Us the Money and We Will Resist“ zeichnet sie nach, welche Rolle die Ressourcen und Netzwerke des libanesischen Fernsehens für die Entwicklung der Videokunst in den 1990er Jahren spielten, und welche neuen medialen Infrastrukturen an ihre Stelle getreten sind, um künstlerisches Experiment und gesellschaftliche Intervention zu ermöglichen. Mit Arbeiten von Akram Zaatari, Mohamed Soueid, Chantal Partamian u.a.
Mit „The New Death“ nimmt das EMAF ein Programm wieder auf, das für die vergangene Ausgabe produziert, aber aufgrund der kurzfristigen Festivalabsage nicht gezeigt werden konnte: Die Künstler Jaakko Pallasvuo (Helsinki) und Steve Reinke (Chicago) haben dafür Filme von den 1920er Jahren bis heute ausgewählt, die alternative Betrachtungen zum herkömmlichen Dualismus von Leben und Tod vorschlagen. Mit Arbeiten von Leslie Thornton, Andrew Norman Wilson, Moyra Davey, Onyeka Igwe u.a.
Wir laden Sie herzlich ein, über unsere Sektion Film zu berichten und beim 34. European Media Art Festival dabei zu sein.
08.03.2021EMAF 34 - die Ausstellung
In wenigen Wochen beginnt in Osnabrück das 34. European Media Art Festival. Wir möchten Sie heute über die Installationen informieren, die vom 21. April bis zum 30. Mai in der Kunsthalle Osnabrück und an weiteren Ausstellungsorten der Stadt zu sehen sein werden. Die von der Berliner Kuratorin Inga Seidler kuratierte Ausstellung trägt den Titel „possessed“.
Damit nimmt die Ausstellung das Thema der 34. Ausgabe des European Media Art Festivals auf und bewegt sich - entsprechend der Doppelbedeutung des Wortes „possessed“ in seiner deutschen Übersetzung - im Spannungsfeld der Begriffe Besitz und Besessenheit. Die gezeigten Arbeiten behandeln auf vielfältige Weise koloniale und kapitalistische Zusammenhänge der Themen Herrschaft, Kontrolle, Besitz und Eigentum. Dabei fällt ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Technologien. Ihnen setzen die medienkünstlerischen Arbeiten zugleich neue, alternative und indigene Vorstellungen von Miteinander und Besitz entgegen.
Mit dem Setting der Ausstellung im Kirchenschiff der ehemaligen Dominikanerkirche werden dabei ästhetisch spannungsreiche Kontraste zu den gezeigten Arbeiten gesetzt: Zum Beispiel verschmilzt die altarhafte Video-Installation „Madre Drone“ der chilenischen Künstlerin Patricia Domínguez Mythen, Symbole und Rituale mit Vorstellungen von Extraktion und indigenen Landrechten, kultureller Aneignung und Naturzerstörung durch Industrialisierung. In Domínguez‘ Werken sollen „die Auswirkungen des Spätkapitalismus und der ökologischen Zerstörung im physischen und sozialen Körper exorziert werden“. Gleichzeitig erforscht sie das emanzipatorische Potenzial der künstlerischen Imagination als eine Form der psychischen Emanzipation und als einen Weg der Heilung unseres kolonialen Traumas.
Nora Al Badris Arbeit mit dem Titel „BabylonianVision“ hinterfragt heutige Museumspraktiken, indem sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem Lernen synthetische babylonische Objekte auf der Grundlage von Altertümern generiert. „Die entstehenden Bilder dieses Techno-Erbes werden so zum Mittel der Rückgewinnung von kulturellen Datensätzen aus dem Besitz westlicher Museumssammlungen genutzt“, sagt EMAF-Kuratorin Inga Seidler.
Was es bedeutet, keine Geschichte und damit keine Zukunft zu haben, kulminiert in dem Video „Motlhaba Wa Re KeNamile“, das Lerato Shadi in ihrer Heimatstadt Lotlhakane (Botswana) gedreht hat: Die Arbeit erinnert an die sogenannten Sklavenmasken, die weiße Sklavenhalter ihren entmenschlichten Arbeitskräften über den Kopf stülpten, damit sie keine Erde schlucken und so Selbstmord begehen konnten — als letzte Geste des Widerstands.
Pedro Neves Marquez untersucht Geschichten der Kolonialisierung durch die Linse der Biotechnologie und verweist darauf, wie eng die Kolonisierung von Völkern mit der Kolonisierung von Land und mit der Kontrolle über biologische Reproduktion im Allgemeinen verbunden ist. In „YWY, the Android“ spricht ein weiblicher indigener Androide, von der wir erfahren, dass sie eine Feldarbeiterin ist, mit einer GMO-Mais-Pflanze über körperliche Rechte, Unfruchtbarkeit, Arbeit und Monokulturen. Als Mensch ist der Betrachter nicht in der Lage, die Stimme des Mais zu hören, und nimmt den Dialog deshalb als einen seltsamen Monolog wahr.
Vladan Joler erforscht und visualisiert verschiedene technische und soziale Aspekte zeitgenössischer Phänomene im Schnittpunkt von Technologie und Gesellschaft: Eine großdimensionierte Landkarte des New Extractivism zeigt alte mit neuen Formen des Kolonialismus und Extraktivismus und erinnert daran, wie der Kapitalismus das organisiert, was Natur genannt wird, indem er fortlaufende Formen der Ausbeutung zwischen Kulturen, Bevölkerungen, Ländern und Territorien diskutiert.
Eine der Thesen, mit denen der Künstler Johannes Paul Raether in Gestalt der „Weltheilungshexe Protektorama“ arbeitet, lautet, dass die von den Prinzipien des Kapitals besessene Menschheit zur Prothese ihrer eigenen digitalen Geräte mutiert. „Protektorama“ konstruiert mit dem Weltheilungswald einen rituellen Ort, an dem wir uns durch Entrationalisierung und durch sinnliches Kommunizieren von unserem Smartphone-Fetisch trennen können.
Wir freuen uns, Sie zur Eröffnung der diesjährigen EMAF-Ausstellung „possessed“ am 21. April 2021 in der Kunsthalle Osnabrück begrüßen zu dürfen. Allerdings können wir derzeit nicht garantieren, unter welchen Bedingungen ein Besuch der Ausstellung und des Festivals unter den Ende April geltenden Corona-Richtlinien möglich sein wird. Deshalb bereiten wir auch Online-Formate vor, die einen virtuellen Besuch der Ausstellung ermöglichen werden. Aktuelle Informationen hierzu werden auf unserer Website veröffentlicht.
18.02.2021EMAF 34 - Online-Programm
Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie wird das European Media Art Festival die Präsentation seines Programms an die aktuellen Bedingungen anpassen. Große Teile unserer Filme, Installationen und Talks werden wir ab dem 21. April auch Online zeigen – unter emaf.cinemalovers.de. Das Online-Programm wird über die Festivaldauer hinaus bis zum 2. Mai abrufbar sein.
Tausende Besucher:innen auf einem Festival, wie vor der Corona-Pandemie beim European Media Art Festival üblich – das ist momentan nicht mal ansatzweise denkbar. Die EMAF-Kurator:innen planen deshalb neben den Veranstaltungen und Ausstellungen im realen Raum auch verschiedene Online-Formate. „Das EMAF hat traditionell ein sehr internationales Publikum. Durch das Online-Programm können wir möglichst viele Filme und Beiträge einem breiten Publikum zugänglich machen – ohne dass dafür jemand in die Bahn oder ein Flugzeug steigen muss“, so Alfred Rotert, Mitglied der Festivalleitung.
Zu den Highlights zählt neben den Filmen des Internationalen Wettbewerbs in diesem Jahr sicher die von Anja Dornieden und Juan David González Monroy kuratierte Filmreihe zum Festivalthema „Possessed“. Sie untersucht, wie der filmische Apparat mit uns Menschen verbunden ist und von uns Besitz ergreift – unter anderem in Filmen von Ruy Guerra, Amy Halpern und Eva C. Heldmann. Die von Nour Ouayda zusammengestellte Reihe “Show Us the Money and We Will Resist“ widmet sich außerdem der Geschichte der Videokunst in Libanon. Arbeiten von Akram Zaatari, Mohamed Soueid, Chantal Partamian und anderen beleuchten die Wechselbeziehungen zwischen Fernsehen, künstlerischem Experiment und alternativen Medien.
In der Kunsthalle Osnabrück wird Kuratorin Inga Seidler Arbeiten präsentieren, die auf vielfältige Weise koloniale und kapitalistische Impulse zu den Themen Herrschaft, Kontrolle, Besitz und Eigentum behandeln und dabei besonders die Rolle von Technologien betrachten – zum Beispiel anhand von Vladan Jolers „New Extractivism“ oder Nora Al Badris „Babylonian Vision“. Die altarhafte Video-Installation von Patricia Dominguez verschmilzt Mythen, Symbole und Rituale mit den Vorstellungen von Extraktion und indigenen Landrechten, kultureller Aneignung und durch Industrialisierung zerstörte Natur.
Kunst und Kultur standen in der Politik in den vergangenen Monaten nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber sie sind wichtige Elemente des gesellschaftlichen Diskurses, sie schaffen Begegnungsräume und fördern den sozialen Zusammenhalt. Dafür steht auch das EMAF 2021 mit seinen Programmen und seiner Thematik.
Ob online oder falls möglich vor Ort - wir laden Sie herzlich ein, beim EMAF 2021 dabei zu sein!
Mit seinem Thema „Possessed“ [„Besessen“] legt das EMAF in diesem Jahr den Fokus auf Fragen des Eigentums und Formen des Besitzens. Gezeigt werden Filme, Installationen, Performances und Vorträge, die untersuchen, wie Besitzverhältnisse unsere globale Gegenwart und Zukunft bestimmen und wie sie mit unserer jüngeren Vergangenheit verwoben sind. Sie zeigen auf, wie Objekte, Räume oder Erfahrungen von uns Besitz ergreifen und dabei alternative Formen des Miteinanders ermöglichen. Und indem sie mit Strategien der Aneignung, der Distribution und des Entzugs experimentieren, schlagen sie neue Formen der Präsenz in und Partizipation an den Räumen und Institutionen von Film und Medienkunst vor. Während Ausstellung, Filmprogramm und Talks sich je unterschiedlichen Aspekten des Themenschwerpunkts widmen, nehmen einzelne Formate gezielt ihre Zusammenhänge und Wechselbeziehungen in den Blick.
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung nimmt Besitz und Kolonialismus beziehungsweise (rassistischen) Kapitalismus als Ausgangspunkt. In den ausgewählten Arbeiten geht es um Ungleichheiten, die dieses System des Besitztums (und Eigentumsrechts) hervorgebracht hat: die Enteignung oder den Entzug von Land, Subjektivität, Geschichte(n), Erinnerungen und Rechten. Sie werfen ein Licht darauf, wie sich dies im Bereich des Digitalen fortsetzt und auf die Verbindung von Technologie und Abstraktion zurückwirkt. Die Schau präsentiert zudem Werke von Künstler:innen und Aktivist:innen, die alternative Formen des Besitzes, verschiedene Modelle des Zusammenlebens unter Verzicht auf Eigentum sowie veränderte gesellschaftliche Realitäten imaginieren.
Das von Anja Dornieden und Juan David González Monroy kuratierte Filmprogramm mit dem Titel „The Unpossesable Possessor“ [„Der nicht besitzbare Besitzer“] betrachtet den kinematografischen Apparat als lebendiges Wesen, der in eine vielschichtige Beziehung mit uns Menschen verstrickt ist. Ist seine Beziehung zu uns parasitärer oder wechselseitiger Natur? Sind seine Absichten lauter oder korrupt? Steht er unter unserer Herrschaft oder unterliegt unser Selbst seiner Kontrolle? Ist er menschlich? Oder etwas anderes? Liebt er uns? Zweifellos haben wir einen guten Teil unseres kollektiven Bewusstseins der Filmmaschine abgetreten. Wäre es nicht hilfreich herauszufinden, wer sie ist und was sie will?
Das von Daphne Dragona kuratierte Talk-Programm diskutiert, was „Besitz“ und „Besessen-Werden“ heute bedeuten und in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Bildende Künstler:innen, Filmschaffende und Theoretiker:innen sind eingeladen, über Besitz, Kontrolle und Herrschaft im Kontext von Grundbesitz, Identität und Technologie zu diskutieren und zu erkunden, wie diese von alten und neuen Überzeugungen, Ritualen und Gewohnheiten bestimmt werden. Indem es seine Aufmerksamkeit auf vergangene und zeitgenössische Formen des Kolonialismus und des Extraktivismus richtet, fragt das Programm danach, was es bedeutet, Welt/en zu besitzen, zu verlieren und zurückzufordern. Dabei befasst es sich mit Formen von Widerstand, Relationalität und Verwandtschaft.
Die Kurator:innen des Themenschwerpunkts:
Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. In den letzten Jahren hat sie Ausstellungen und Performances, Residenz- und Publikationsprojekte entwickelt, produziert und kuratiert. Nach mehreren Jahren als Producer und Kuratorin beim Festival transmediale leitete sie das Digitale Programm der Akademie Schloss Solitude. In ihrer aktuellen Position am ACUD MACHT NEU beschäftigt sie sich im Rahmen der Serie COLLECTIVE PRACTICES mit Fragen der kollektiven Wissensproduktion, des Kulturschaffens und Organisierens mithilfe oder als Reaktion auf neue Technologien.
Anja Dornieden & Juan David González Monroy sind in Berlin lebende Filmemacher:innen. Ihre gemeinsamen Arbeiten entstehen unter dem Namen OJOBOCA. Zusammen praktizieren sie Orrorism, eine simulierte Methode der inneren und äußeren Transformation. Sie haben ihre Filme und Performances an einer Vielzahl von Orten und Festivals weltweit gezeigt, u.a. im Wexner Center for the Arts (Columbus), dem Österreichischen Filmmuseum (Wien), Anthology Film Archives (New York), dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin), Kunstverein München, der Berlinale, dem International Film Festival Rotterdam und dem New York Film Festival. Sie sind Mitglieder des von Künstler:innen geführten Filmlabors LaborBerlin.
Daphne Dragona arbeitet als Kuratorin und Autorin in Berlin. Sie befasst sich mit künstlerischen Praktiken und Methoden, die gegenwärtige Machtstrukturen in Frage stellen. Sie hat Ausstellungen, Konferenzen und Workshops für Institutionen wie die Stiftung Onassis Stegi, das EMST (Museum für zeitgenössische Kunst in Athen), LABoral (Gijón), Aksioma (Ljubljana), NeMe (Limassol) und die Akademie Schloss Solitude in Stuttgart kuratiert. Dragona gehörte von 2015 bis 2019 dem kuratorischen Kernteam der transmediale an. Sie erwarb ihren PhD am Institut für Kommunikation und Medienwissenschaft der Universität Athen.
Wenn Sie Porträtbilder der Kurator:innen wünschen, melden Sie sich gern. Auch für weitere Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wir laden Sie außerdem herzlich ein, uns in den kommenden Monaten zu begleiten. Die Covid-19-Pandemie wird uns sicher weiter beschäftigen und neue Arten der Begegnung erforderlich machen.
21.09.2020EMAF 34 - Call for Entries
Medienkünstler*innen aus der ganzen Welt können jetzt ihre Arbeiten für die Sichtung zum European Media Art Festival 2021 einreichen.
Die Online-Plattform unter https://submissions.emaf.de ist ab sofort geöffnet. Eingereicht werden können Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation, Performance und Expanded Media. Die Einreichfrist endet am 31. Dezember 2020.
Das 34. European Media Art Festival findet vom 21. bis zum 25. April 2021 statt. Osnabrück wird dabei fünf Tage lang zu einer internationalen und richtungsweisenden Plattform für Medienkunst und zum Treffpunkt für Künstler*innen, Kurator*innen, Galerist*innen und Studierende. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird darüber hinaus bis zum 30. Mai 2021 zu sehen sein. Mehr über das Festival lesen Sie auf unserer Homepage unter www.emaf.de.
Zu Ihrer redaktionellen Verwendung schicken wir Ihnen gern ein Logo sowie Pressebilder des EMAF. Für Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Anfragen bitte an presse@emaf.de.